Annehmen, Krone richten, weitermachen Warum wir unfreiwillig abstillen mussten

Annehmen_

{ANNEHMEN} Das ist etwas, was ich im Alltag, im Leben, immer wieder ganz bewusst versuche. Denn man verliert einfach zu viel Energie beim Kampf gegen Windmühlen. Und so versuche ich das auch gerade wieder. Nachdem ich 3 Tage sehr viele Tränen vergossen habe, habe ich gestern mein neues Kleid angezogen, meine Haare frisiert und mich geschminkt. Die Krone gerichtet sozusagen. Und mir selber ein Lächeln geschenkt im Spiegel. Mir selber Trost und Zuversicht zugesprochen. Mit dem Nesthäkchen gekuschelt.

Seit 3 Monaten habe ich Rücken– und vor allem Ischiasschmerzen. Ich hatte mich wohl „verhoben“, das Nesthäkchen nicht richtig hochgenommen, sondern meistens so blöd aus dem Rücken heraus. Dazu das einseitige Tragen auf einer Hüfte, gerne dann so auch noch gebückt um Schnuller & Co. aufzuheben. Das hatte mein 39 Jahre alter Rücken dann irgendwann nicht mehr mitgemacht. In den folgenden Wochen war ich beim Osteopathen, bei mehreren Allgemeinärzten, bei der Physiotherapie, beim Orthopäden, beim MRT, beim Sportarzt. Keiner konnte (oder wollte) mir wirklich helfen – wegen des Stillens zuckten sie nur mit den Schultern, tja dann… Ibuprofen konnte ich zwar nehmen, aber bei den Ischiasschmerzen half das leider auch nicht. Ich machte Yoga – extra Übungen bei Rückenproblemen, versuchte, wenig zu heben (hahaha!) und die Zähne zusammenzubeißen. Aber es wurde einfach nicht besser. Ich geriet in eine Schmerzspirale und vor 2 Wochen war es dann so schlimm, dass ich mich kaum noch rühren konnte und ins Krankenhaus ging. 3 Tage bekam ich dort starke Schmerzmittel, Cortison und eine Diagnose. Blockade des Iliosakralgelenks. Also bekam ich da auch noch Nadeln rein – infiltrieren nennt man das. Schön ist anders. Und dann durfte ich wieder heim. Mein Mann schmiss hier in der Zeit den Laden und das Nesthäkchen schaffte die 3 Tage ohne Mama und ohne ihre Mii zum Glück super!

Leider wurde es damit aber nicht besser, obwohl der Osteopath erneut alle knöchernen Blockaden lösen konnte. Aber der Ischias ist immer noch so gereizt und alle Muskeln rund um Becken und Lendenwirbelsäule extrem verhärtet durch die lange Zeit in „Schonhaltung“, sodass die Schmerzen wieder schlimmer wurden. Vor einigen Tagen saß ich dann heulend beim Arzt und bat um vernünftige Medikamente, die allerdings bedingen, dass ich sofort abstillen müsste. Für Muskelrelaxanzien gibt es einfach keine stillfreundliche Alternative, auch ein Anruf bei Embryotox bestätigte das nochmal. Ich habe wirklich alles versucht, um eine Alternative zu finden, die hilft. Aber nichts funktionierte. 2 Tage lief ich mit dem Rezept in der Handtasche rum, brachte es nicht über mich, es einzulösen, trotz fieser Schmerzen. Vor 3 Tagen ging es dann nicht mehr und ich holte mir die Tabletten. Ich stillte das Nesthäkchen ein letztes Mal, erklärte ihr, dass es nicht mehr anders ginge und nahm abends die erste Dosis. Es fiel mir so schwer!

Aber ich war in den letzten Wochen nicht die Mama, die ich sein möchte! Ich war so eingeschränkt, konnte meine Großen nicht zu Freunden fahren, weil das bedeutet hätte, das Nesthäkchen in den Autositz zu heben und wieder raus (aua!), ich war oft ungeduldig oder übellaunig wegen der ständigen Schmerzen, habe viel abgenommen und war daher kraftlos und müde. Für meine 3 Kinder muss ich wieder zu Kräften kommen, schmerzfrei werden. Sie brauchen eine gesunde, starke Mama. Das war es schließlich, was mich diesen Schritt gehen ließ. Auch wenn es schwer war und viele Tränen bedeutete.
Abstillen ist immer schmerzhaft. Egal ob es nach 3 Monaten (Traumtänzerin), 6 Monaten (Lausdirndl) oder 15 Monaten (Nesthäkchen) geschieht. Es ist ein Abschied, ein Loslassen und immer auch ein leises Gefühl des Versagens. Zumindest bei mir. Obwohl mein Kopf weiß, dass das Quatsch ist.

Das Medikament wirkt zum Glück richtig effektiv! Und das Nesthäkchen macht das erstaunlich gut! Fragt noch ab und zu, akzeptiert aber Schnuller und kuscheln als Alternative. Zu Beginn war es natürlich nicht immer leicht, vor allem nachts. Und ich gestehe ihr die Traurigkeit genau so zu wie mir. Wir kuscheln sehr viel gerade, noch mehr als sonst. Das hilft. Uns beiden!
Und da ich immer versuche, die Dinge positiv zu sehen: ich weiß, dass ich mich über die gewonnene Freiheit freuen werde. Endlich wieder hübsche BHs – yay! Und Glühwein – nach 2 Jahren langweiligem Kinderpunsch. Ich weiß, dass ich glücklich sein kann, so lange gestillt zu haben. Dass das Nesthäkchen auch anders ihre Nähe bekommt. Und dass meine großen Töchter endlich wieder eine fröhliche und energiegeladene Mama bekommen!
Es ist wie es ist – und auch wenn ich es mir anders gewünscht hätte, nehme ich es an. Freue mich über mein neues Kleid, das zum Stillen völlig ungeeignet wäre. Und bin dankbar für 15 Monate wundervolle, unkomplizierte und innige Stillzeit ♥

zippidoo4

3 Kommentare

  1. Hach, da hab ich glatt ein paar Tränen vergossen beim Lesen. So abstillen zu müssen ist nicht das Ende einer Stillbeziehung, die man sich wünscht. Ich finde Deine Entscheidung so gut und habe großen Respekt, dass Du so lange mit den Schmerzen ausgehalten hast.
    Und dass Du jetzt nach vorne blickst! Es ist manchmal hart, der Realität etwas Positives abzugewinnen. Allerdings sind keine Schmerzen, neues Kleid und gewonnene Freiheit gepaart mit viel Gekuschel doch kein schlechter Tausch!
    Trink nen Glühwein für mich mit.
    Liebe Grüße
    Julia

  2. Das ist die richtige Entscheidung und all deine Zweifel sind Schwachsinn. Aber das weißt du und deswegen drücke ich dich aus der Ferne. <3 Bella

  3. Hallo, ich hatte auch mal ISG-Blockaden. Unglaublich schmerzhaft. Konnte mich gar nicht mehr bewegen. Ich hab’s dann zum Glück ohne Relaxans wegbekommen. Meine Rettung war der Blackroll Duo Ball (8cm), da kann man die Triggerpunkte der Muskelverspannungen im Pomuskel wunderbar lösen, auch vorbeugend. Einfach drauflegen mit den verspannten Punkten (meist seitlich der Wirbelsäule am Po) und immer wieder ein paar Minuten draufhalten, bis sich die Muskulatur an der Stelle löst. Alles Gute ! Eva