Angst

ostsee

11 Tage sind seit unserem Autounfall vergangen. 11 Tage sind wir jetzt schon im Urlaub. Die erste Zeit fühlte ich mich irgendwie dumpf. Als würde eine dicke Decke über meinen Emotionen liegen. Bis gestern schließlich der Knoten platzte und ich endlich weinen konnte – ausgelöst durch irgendeine Nichtigkeit, die ich schon wieder vergessen habe. Das war hilfreich und auch heilsam. Aber es hat auch andere Emotionen freigelassen. Ich fühle mich wund und ängstlich. Vor allem da jetzt die Rückfahrt kurz bevorsteht. Natürlich sind wir auch im Urlaub Auto gefahren. Aber nur kurze Strecken und keine Autobahn.
Ich habe eine Scheißangst, meine Kinder und auch meinen Mann und mich wieder ins Auto für die lange Fahrt zu setzen. Ich will das nicht! Natürlich möchte ich nach Hause. Aber ich würde uns am liebsten beamen. Zugfahren oder ähnliches ist keine wirkliche Option. Aus diversen Gründen. Wir müssen da durch, das weiß ich und akzeptiere es. Aber die Angst bleibt.
Ich versuche es mit dem Verstand. Sage mir immer wieder, dass uns bisher schließlich auch nie etwas geschehen ist und dass wir ja extra vorsichtig fahren. Aber die Angst hört nicht zu – wie ein trotziges Kind, das sich die Ohren zuhält und die Augen schließt. Und dann krallt sie ihre spitzen Finger nur noch fester in mein Herz.
Ich probiere es mit ignorieren. Aber sie springt immer wieder hervor, nutzt jede Gelegenheit, in der es einigermaßen ruhig ist und fordert penetrant Aufmerksamkeit.
Ich versuche, ruhig durchzuatmen. Aber die Angst sitzt unerbittlich und stur auf meiner Brust und macht mir das Atmen schwer.
Die Angst darf sich wie ein verzogenes Kind aufführen, aber ich muss erwachsen agieren. Denn – was noch on top kommt – ich darf mir nichts anmerken lassen. Ich möchte nicht, dass sich meine Angst auf die Kinder überträgt. Ich muss stark sein obwohl ich mich gerade einfach nur schwach fühle. Ich muss lächeln, obwohl ich beim Gedanken an die Heimfahrt am liebsten heulen möchte. Ich muss Zuversicht ausstrahlen, wenn meine Töchter inzwischen bei jedem (ungefährlichen) Holpern im Auto „Papa, bitte fahr vorsichtig!“ rufen, obwohl mir mein Herz oft selbst bis zum Hals klopft.
Ich muss mich zusammenreißen, dabei habe ich eine Scheißangst!

3 Kommentare

  1. In Gedanken bei Euch. Kann es total verstehen, wenn das wovor man immer Angst hat plötzlich Realität wird, ich danke auch immer allen Schutzengeln wenn wir sicher von A nach B kommen. Kann Dir nur noch mal die Rescue Med Tropfen ans Herz legen. Lg Katinka

  2. Angst ist ein normaler Schutzmechanismus. Wir brauchen Ängste im Leben, so verrückt das klingt. Aber nach außen die Starke sein zu müssen, obwohl man innerlich platzt, das ist wenig hilfreich, für alle Beteiligten. Lieber drüber reden. Die Kinder sind schon groß. Wie geht es ihnen mit der Rückfahrt? Haben sie überhaupt Bedenken? Man kann auch als Mama mal Angst haben und das auch sagen dürfen. Meist kommen die Kids sogar mit einem klugen Spruch daher. Und vielleicht fühlen Sie sich dann auch etwas besser. Akzeptieren Sie ruhig Ihre Sorgen und Bedenken wegen der Rückreise. Ist doch normal… nach dem Unfall. Aber verdrängen bzw. Nach Außen die Starke miemen ist die eher nicht so gute Wahl. Ich wünsche Ihnen eine gute und sichere Heimfahrt! Liebe Grüße

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