Bauchgefühl

Als ich mit der Traumtänzerin schwanger war, wurde ich gefragt, welche Farbe ich mit ihr assoziieren würde. Meine Antwort: rosa. Nein, damit war nicht die Kleiderfrage gemeint! Im Gegenteil! Zig Kleidergeschäfte, Flohmärkte und unzählige Kilometer habe ich hinter mich gebracht, auf der Suche nach dem heiligen Gral: schöne Mädchenkleidung in nicht-rosa! Gerne rot, von mir aus lila, am liebsten blau – aber eben für Mädchen! Ein schier unmögliches Unterfangen. Überall leuchtete es schon von weitem in rosa oder pink, vermeintlich niedliche Kätzchen, Rüschen und Herzchen lachten mir entgegen und trieben mich gleich rückwärts wieder aus den Geschäften hinaus.
Nein, mit meiner Antwort “rosa” hatte ich ihren Charakter gemeint. Ich wusste schon damals, dass dieses Kind ein zartes Pflänzchen war, sensibel und verträumt. Zufall? Ich glaube nicht! Denn als sich das Lausdirndl ankündigte, war meine Antwort auf ebenjene Frage: rot! Dieses Kind hat einen starken Willen prophezeite ich! Wir brauchen einen frechen Namen, sagte ich zu meinem Mann. Und auch hier sollte ich recht behalten.
Noch in meinem Bauch wollte das Lausdirndl seinen Kopf durchsetzen – und so machte sie es sich dann auch richtig schön bequem – erhobenen Hauptes – im wahrsten Sinne des Wortes. BEL stand ab der 20. Schwangerschaftswoche in meinem Mutterpass – Beckenendlage (was auf gut deutsch bedeutet: Kopf oben, Po unten). Ach, die dreht sich schon noch versuchte man mich zu beruhigen. Ich glaubte nicht daran, was natürlich als typische, hormonbedingte Besorgtheit einer Schwangeren abgetan wurde.
So vergingen die Wochen ohne dass das Lausdirndl Anstalten machte, sich zu drehen. Weder Glöckchen, die ich mir in die Hosentasche steckte, noch das “beinahe-Abfackeln” meiner Zehen mittels Moxibustion, noch freundliches Zureden meinerseits konnten sie zum Umdrehen bewegen.
Na gut, dann versuchten wir es eben direkter. “Äußere Wendung” nennt sich der Versuch der Ärzte, das Baby von außen zu drehen und klingt harmloser als es ist. Ich wusste zwar vorher, dass es nicht helfen würde, aber ich wollte mir ja nicht vorwerfen lassen, nicht alles versucht zu haben. Natürlich behielt ich Recht – das Lausdirndl blieb, wo sie war.
Und so kam es, dass das Lausdirndl der Welt zuallererst ihren Allerwertesten präsentierte, denn beim Thema Kaiserschnitt setzte ich mich durch und mein Vetorecht ein. Aber womöglich war genau das ihre Absicht gewesen – wir werden es nie wissen.
Wie gut, dass wir einen frechen Namen ausgesucht haben, denn ihr starker Wille ist nach wie vor schier unüberwindbar. Wenn das Lausdirndl etwas nicht will, dann will sie nicht. Da hilft kein Bitten, Betteln, Schimpfen oder Tricksen – das ist eine Frage des Prinzips!
Mittagsschlaf? Pah! Den kompletten ersten Krippenmonat verweigerte das Lausdirndl die Schlummerstunde nach dem Essen. Durch schiere Willenskraft und notfalls durch Festhalten an den Gitterstäben, damit sie auch ja nicht aus Versehen umfiel und einschlief, blieb das Lausdirndl wach und brachte die Erzieherinnen zur Verzweiflung. Als sie dann nach einem Monat schließlich kapitulierte (zumindest aus Sicht der Erzieherinnen – da ich mein Kind kenne weiß ich, dass dies sicher kein Aufgeben war. Wahrscheinlich wurde ihr einfach zu langweilig als einziges waches Kind und so beschloss sie, dass sie ab sofort schlafen wollte!) gab es extra zu Ehren meiner Jüngsten eine neue Magnettafel “Hurra, das Lausdirndl hat geschlafen” mit einem Marienkäfer-Magneten für jeden Mittagsschlaf!
Ich bin froh, dass ich zwei so unterschiedliche Kinder habe! Mit zwei dickköpfigen Lausdirndln käme ich womöglich an meine Grenzen, mit zwei trödelnden Traumtänzerinnen dafür wahrscheinlich niemals irgendwo an.

Aber so ist mein Leben rosa-rot 😉

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