Der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschkorb

Wunschkorb

Erinnert ihr euch noch daran, wie das mit den Geburtstagsgeschenken in unserer Kindheit war? Bei uns ging man, wenn man zu einem Geburtstag eingeladen war, einfach in ein Spiel- oder Schreibwarengeschäft und suchte etwas für das entsprechende Kind aus. Zack. Fertig! Später fragte man das Geburtstagskind einfach nach Wünschen, bzw. man wusste, was gerade „in“ war. Ich erinnere mich z.B. an ein Jahr, in dem bunte Gläser von Leonardo bei den Teenie-Mädels in meiner Klasse total beliebt waren. Also gab es in dem Jahr so ziemlich für jede zum Geburtstag bunte Leonardo-Gläser. As simple as that.

Heute ist das anders. Sehr anders. Oft entscheiden heutzutage die Eltern, was man dem feiernden Nachwuchs schenken sollte. Man ruft beispielsweise an, bedankt sich für die Einladung und fragt, was man denn dem jubilierenden Kind schenken könne und erhält konkrete Vorschläge. Grundsätzlich ist daran nichts auszusetzen, wissen doch die Eltern oft am besten was das Kind sich wünscht und noch nicht siebzehnfach im Kinderzimmer hat. (Und wenn man gerne ganz frei einkaufen möchte, steht es einem ja frei, gar nicht erst fragen.)

Aber manchmal kann das schon sehr abstruse Formen annehmen. Mir wurde zum Beispiel folgendes vorgetragen: bei einem ebensolchen Telefonat war die Antwort auf die Geschenkefrage – bitte nur pädagogisch wertvolle Spielsachen, auf keinen Fall ein Hörspiel oder dergleichen. Vielleicht ein Puzzle, aber nicht das in der Altersstufe des Kindes, damit sei es unterfordert, doch bitte mindestens 200 Teile.

Joaa, das ist doch mal eine Aussage. Ich persönlich finde es ja gerade gut, wenn meine Kinder von ihren Freunden den Schrott geschenkt bekommen, den ich ihnen nicht kaufen möchte, weil ich schon beim Anblick einen anhaltenden Würgereiz bekomme (Beispiel Filly & Co.). Warum denn auch nicht? Sie wünschen es sich, das ist gerade der Hype auf dem Schulhof oder im Kindergarten, meine Kinder sind glücklich und ich kann mit Fug und Recht sagen „also ich hab den Kram nicht gekauft“ 😀

Auch sind mir Fälle bekannt, bei denen die Mutter des feiernden Kindes die Geschenke kauft, die eingeladenen Gäste können dann daraus wählen, welches „ihr“ Geschenk ist – teilweise sogar blind, da die Geschenke bereits verpackt sind. Mal im Ernst – wo bleibt denn da der Spaß? Auch wenn es primär als gut gemeinte Entlastung der geladenen Gäste gedacht ist – meine Kinder LIEBEN es, Geburtstagsgeschenke für ihre Freunde zu kaufen!

Die merkwürdigste Variante war eine Einladung, auf der bereits genau stand, was man dem Kind kaufen könne (eine konkrete Sache) und – da es sich um etwas größeres handelte – mit welchen anderen eingeladenen Kindern zusammen. Ich weiß, das war gut gemeint, aber es kam einfach schräg rüber. Und endete darin, dass wir Mütter koordinieren mussten, wer es jetzt kauft, wie viel Geld jeder wo übergibt etc. Und 3 Kinder mussten zusammen 1 Geschenk überreichen, welches 2 von ihnen noch nicht mal gesehen hatten. Wie sollen die Kinder denn so Freude am Schenken und Auswählen erleben und nicht das Geburtstagsgeschenk als rein materielle „Eintrittskarte“ zur Party begreifen?

Die mit Abstand geläufigste Geburtstagsgeschenke-Praxis bei uns ist der Wunschkorb. Im Spielwarenladen des Ortes oder Nachbarortes stöbert das Geburtstagskind-to-be im angebotenen Sortiment und legt unter stetigem „Das geht nicht, das ist zu teuer. Das auch nicht. Guck mal, das hier ginge.“ vom begleitenden Erziehungsberechtigten Objekte der Begierde (also – die bezahlbaren) plus „Füllmaterial“ wie Radiergummis, Aufkleber & Co. in besagten Korb. Dieser wird dann mit dem Namen des Kindes versehen im Laden platziert, auf dass die geladenen Gäste daraus wählen können.

Grundsätzlich habe ich nichts gegen dieses Konzept. Allerdings führt es dazu, dass wir – ungefähr 5 Minuten nach Erhalt einer Einladung mit „Wunschkorb-Fußnote“ SOFORT ins jeweilige Spielzeuggeschäft fahren müssen, „weil sonst ist schon alles weg Mama! Und ich muss das nehmen was übrig bleibt“. Und genau das ist es eben auch, was ich daran nicht mag.

Ginge es nach mir, würden wir einfach in ein Spielzeuggeschäft unserer Wahl gehen, zusammen überlegen, was der Freundin oder dem Freund denn gefallen könnte, was er oder sie gerne spielt oder gerade toll findet und dann ein passendes Geschenk auswählen. Und das gute daran – wir könnten das auch noch am Tag vor der Party machen – denn die die Auswahl im Laden ist im Gegenteil zum satanarchäolügenialkohöllischen Wunschkorb unbegrenzt. Aber nach mir geht es eben nicht – ich bin schließlich nicht das Geburtstagskind.

Wunschkorb

Bild: © pixabay

*Der Titel ist übrigens eine Anspielung auf das Kinderbuch „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“ von Michael Ende.

9 Kommentare

  1. Wir sind zwar noch ein paar Jahre vom Kindergeburtstagschaos entfernt, aber ich verstehe trotzdem so gut, was du meinst! Und ich finde, du hast absolut recht!

    Geschenke sollten im besten Fall von Herzen kommen und mit Bedacht ausgesucht werden. Das gibt es heutzutage aber leider immer seltener… Schade!

    Liebe Grüße, Biene

  2. Hallo Cynthia,
    auch wir sind noch ein Stück entfernt vom gemeinsamen Geschenkekauf mit den Kindern. Allerdings habe ich schon einiges aus der Nachbarschaft mitbekommen, so z.B. auch die Wunschkorbsache. Bisher hab ich das als „unbeteiligte“ Mama immer irgendwie als praktisch und selbstverständlich hingenommen, nach dem Motto: „Wenn es so weit ist, werden wir wohl auch zum örtlichen Spielwarenladen pilgern und was aus dem entsprechenden Korb aussuchen.“ Oder aber unsere Kinder suchen sich selbst was für ihren Korb aus. Aber dein Artikel hat mich wirklich nachdenklich gemacht. Du hast so Recht! Wenn alles vorgegeben ist, wie sollen die Kinder dann je Freude am Schenken haben. Und die andere Seite der Medaille: Wie sollen sie lernen, mit Enttäuschungen umzugehen, wenn das Geschenk beim Beschenkten mal nicht so gut ankam, oder sie nicht exakt das bekommen haben, was auf ihrem Wunschzettel stand. Ja, es ist lieb gemeint, die Kinder vor sämtlichen Enttäuschungen bewahren zu wollen, aber es ist auch ziemlich kurzfristig gedacht, denn das Leben wird noch so manches „nicht gewünschte Geschenk“ mit sich bringen 😉
    Danke für diesen tollen Beitrag!
    Liebe Grüße,
    Anne

    • Mamamania

      Eben! Das einzige Problem ist nur, dass unsere Kinder den Wunschkorb bei anderen sehen und diesen dann auch haben wollen. Sie finden das gut – wir würden uns anderes wünschen. Das den Kindern zu vermitteln ist sehr schwer.

  3. Meiner Meinung nach, kann man ein Geschenk nicht verlangen oder konkret benennen. Der Schenker schenkt, weil er schenken möchte und was er schenken möchte. Das ist doch keine Bestellung! Derart konkrete Wünsche können die Eltern ja selbst erfüllen. Ehrlich gesagt finde ich so etwas unverschämt. Und dann setzt man damit ja auch den Wert schon fest. Das sollte doch jeder selbst entscheiden dürfen! Ein Geschenk sollte von Herzen kommen. Eine Gabe eben. Und die wählt der Schenker für den Beschenkten aus. Also das Kind für das Kind…

  4. oh gott, wunschkörbe, und geschenk bestellungen (würg) da bekomme auch ich immer das kalte grausen.
    ich habe mit dem „nach wunschkorb kaufen“ oder „auf bestellung schenken“ abgeschlossen. wenn jeder nur noch auf estellung kauft, kann man auch gleich geld hinstrecken, so meine meinung. ich erinnere mich als kind och gut an die freude und aufregung wenn man a) selber was unbekanntes geschenkt bekommen hat und b) wenn man der freundin stolz das für sie ausgewählte geschenk überreicht hat, über das man im idealfall ewig gegrübelt hat. auch heute halte ich es noch so. ich bin nicht amazon oder ebay, bei denen andere eltern ihre wünsche abschicken können und ich liefere es dann fristgerecht.nö, mach ich nicht.und damit ende. manchmal hol ich mir indormationen um z.b. nicht das 10 filly pferd zu schenken oder so. aber diesem bestell und liefer wahnsinn schließe ich mich einfach mal nicht an. die freude war,bei den beschenkten zumindest XXD, eigentlich immer groß.ich versuche zu vermitteln,dass ein geschenk nicht nur das ding an sich ist, sondern auch die mühe,die gedanken und so, die der schenkende darein steckt.wer was auf bestellung haben will,kann zu amazon gehen, aber nicht zu mir 😉

  5. Genau so ist es leider…. Meine Tochter ist schon 12 und all die Jahre waren wir die absolute Ausnahme: wir schenkten keine Gutscheine, legten nicht zusammen nach Vorgabe usw. Und…. Es war immer ein voller Erfolg. Meine Tochter hat immer selbst entschieden, was den Freunden Spaß machen könnte. Ich bin auch nicht so pingelig dabei das es, wie von vielen praktiziert, genau 10€ trifft. Das kann mal drüber mal drunter liegen. Und sich wir selbst haben uns immer überraschen lassen. Doch vielen fällt das schwer. Wir horten seit Jahren Gutscheine aller Art
    Schenken muss vom kommen!

  6. Hallo Cynthia,
    das hört sich ja gruselig an… Wunschkörbe in Läden wie beim Hochzeitstisch. Ich hoffe, dass meine Kinder (sie sind auch noch klein) davon verschont bleiben und mit Mama ganz spontan ein Geschenk kaufen können. Gerne kann mir die Mama vom Geburtstagskind sagen, in welche Richtung es gehen soll, oder was es nicht sein soll… Doch bei älteren Kindern finde ich es schöner, wenn das Kind selbst seine Wünsche äußert. Bei uns hat das bisher so gut funktioniert und sowohl Schenker als auch Beschenkter waren glücklich ;-).
    Viele Grüße
    Nadja