Die Föhn-App

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Heutzutage gibt es ja für alles eine App. Eine App zum Zähneputzen, zum Eier kochen, zum Schminken oder um das perfekte Tages-Outfit aussuchen. Es gibt Apps, die uns ans Trinken erinnern oder welche Brust mit Stillen dran ist, Apps zum Verhüten (mit Zykluskalender oder Pillenalarm. Nur falls Sie sich fragten…) und eine, mit der wir unseren Stuhlgang bewerten können (kein Scheiß – höhöhö). Eine App gaukelt einen Fake-Anruf von Barack Obama vor (als Escape Plan für eine mieses Date vielleicht ein kleines bisschen over the top) bei einer anderen können wir auf dem Display auftauchendes Essen mit der Zunge wegschlecken (Menschen haben ja die seltsamsten Hobbies). Es gibt quasi nichts, für das es keine App gibt. Man könnte fast meinen, wir sind für all die Dinge zu blöd. Tatsächlich sind wir wohl einfach zu bequem. Manche dieser Apps sind ja tatsächlich ganz praktische Helferlein im Alltag. Und andere – ähm, naja, eher weniger.

Eine der gutgemeinten digitalen Helferlein ist die Föhn-App. Davon gibt es sogar gleich mehrere. Sie simulieren die unterschiedlichsten Geräusche zum Zwecke der Babyberuhigung – vom Föhn über den Staubsauger bis zur Waschmaschine. Dass solche Geräusche – white noise genannt – tatsächlich beruhigend auf Babies wirken können ist mir mitnichten neu. Das wusste ich auch damals schon, als ich mit dem Staubsauger um die im Stubenwagen liegende Traumtänzerin lief. Mit dem netten Nebeneffekt, dass dabei auch noch der Wohnzimmerboden sauber wurde. Oder als ich knapp 3 Jahre später das frisch gebadete Lausdirndl trockenföhnte und ihren aufkommenden Unmut über das Ende der Planscherei gleich mit wegpustete. Aber damals gab es natürlich noch keine App für sowas. Noch nicht mal ein Smartphone hatte ich. Wenn ich ins Internet wollte, musste ich mich ins Arbeitszimmer begeben wo der Desktop PC stand und mich mit dem altersschwachen Modem einwählen, im Rhythmus des Wähltons betend, dass die Verbindung sich aufbauen möge.

Aber zurück zur Föhn-App. Nachdem mir nun schon mehrere begeisterte Baby-Mütter davon erzählt hatten, lud ich mir neulich die Testversion einer solchen auf’s Handy. Ich war neugierig (und außerdem war mir langweilig – so ein Alltag mit Baby ist ja spannungsmäßig durchaus ausbaufähig). Am Abend schlief das Nesthäkchen jedoch brav und ohne Murren ein. Na toll – keine Gelegenheit, um meine Föhn-App auszuprobieren! Aber der App Gott war gnädig und das Babymädchen wachte doch noch einmal auf und tat sich etwas schwer, wieder in den Schlaf zu finden. Das war DIE Gelegenheit, meine Föhn-App endlich am lebenden Objekt zu testen! Ich schaltete also den virtuellen Haartrockner ein und beobachtete. Und ich musste nicht lange warten, da tat sich etwas! Allerdings etwas anders als erwartet. Mein Mann – dem ich noch nichts von meiner neuesten Download-Errungenschaft erzählt hatte – kam die Treppe hochgestürzt und rannte wie ein kopfloses Huhn suchend vom Babyzimmer zum Heizungsraum und schließlich ins Schlafzimmer, die Hand schon am Lichtschalter. In dem Moment wurde mir klar, dass er wohl den Sound über das Babyfon gehört haben musste und natürlich nicht zuordnen konnte. Ich konnte nicht anders – und prustete laut los! Das Nesthäkchen war selbstverständlich sofort wieder hellwach und somit fiel die Föhn-App im ersten Testdurchlauf gnadenlos durch. Wenn auch die Testumstände zugegebenermaßen nicht ganz fair waren. Für den Abend reichte es mir erstmal mit Geföhne und das Babymädchen schlief anschließend auf total altmodische Art und Weise ein – mit Mama kuschelnd. Dafür gibt’s zum Glück noch keine App :-)

1 Kommentar

  1. Ich kann ja alle verstehen, die das total seltsam und verwerflich finden… Ich bin/ war auch nicht begeistert davon, dass das weiße Rauschen bei unseren Kindern so gut hilft bzw. half. Aber froh bin ich dennoch, dass es das gibt und dass ich eine Alternative dazu habe, die 8,5kg Lebendgewicht abends stundenlang zu tragen (das mache ich ja schon tagsüber), denn, auch wenn ich es mir wünsche, das Baby schläft leider selten beim Stillen und nie beim kuscheln ein :-/

    Ich kam damals auch erst darauf, nachdem mein erstes Kind als kleines Baby im Bad immer eingeschlafen ist, als ich mich geföhnt habe. Nach 3 Nächten ohne jeglichen Schlaf habe ich mal die App probiert und konnte am nächsten Morgen endlich wieder geradeaus gucken…

    Daher: falls Ihr doch mal einen extrem unruhigen Abend mit viel Gebrüll habt, gebt dem Föhn eine Chance 😉

    Nichts für ungut und Euch allen einen guten Schlaf!