Die Kunst des Annehmens

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Gestern war es mal wieder so weit – die Zeit wurde umgestellt. Und um es vorweg zu sagen: ich bin auch absolut kein Fan von der Zeitumstellung und finde – die kann definitiv weg. Aber Fakt ist, ich kann es nicht ändern – es gibt sie nun mal (noch). Das einzige, was ich tun kann – es annehmen.

Überall wurde gestern wieder gestöhnt. Und vor allem in den sozialen Netzwerken auf die Zeitumstellung geschimpft. In meiner recht elternlastigen Filterbubble ging es dabei natürlich vorwiegend um das Problem, dass die Kinder nicht einschlafen konnten. Und ich dachte mir nur – natürlich können sie das nicht! Denn viele scheinen zu erwarten, dass die Kinder an Tag 1 der Zeitumstellung doch nun bitte wie gewohnt um 19:30 Uhr zu schlafen hätten – auch wenn das für die Kleinen gefühlt schlichtweg eine Stunde früher ist. Unsere Kinder sind nun mal keine Uhren, die wir mal eben eine Stunde vor- oder zurückdrehen können. Aber trotzdem scheinen das einige zu erwarten oder besser gesagt, sind gefrustet, weil es eben nicht funktioniert. Und ich fragte mich, woher diese Erwartung kommt. Vielleicht ist es die Angst, an den nächsten Tagen ein unausgeschlafenes und somit knatschiges Kind zu haben. Oder die Erwartung, auch zur Sommerzeit pünktlich zu Tatort & Co. Feierabend zu haben. Oftmals ist es aber vielleicht auch nur unsere Gewohnheit, alles zu planen, durchzutakten. Und so funktionieren Kinder nun mal nicht.

Wir sind es heute gewohnt, alles zu programmieren, zu planen und nach der Uhr oder bestimmten Prozessen zu erledigen. Was ja grundsätzlich nicht verkehrt ist. Es erleichtert uns den oftmals recht vollen Alltag und gibt uns Struktur. Das als Hilfestellung zu sehen, ist also durchaus positiv. Aber was, wenn wir uns abhängig machen von diesen Faktoren? Was, wenn eine Komponente nun ausfällt oder nicht mitspielt? Wenn der sorgfältig durchgetaktete Rhythmuns nicht mehr funktioniert? Weil der Mailserver ausgefallen ist, der Zug Verspätung hat oder eben – das Kind nicht schläft? Ich kann mich natürlich fürchterlich darüber aufregen – aber ändert es was? Außer eben, dass es bei mir negative Gefühle hinterlässt?

Einer meiner Lieblingssprüche ist:

Über zweierlei Dinge soll man sich nicht aufregen: Dinge, die man ändern kann. Und solche, die man nicht ändern kann.

(Quelle unbekannt)

Dieser Ansatz findet sich auch im Buddhismus und hat mir in einer Zeit geholfen, in der auch ich unter fixen Erwartungen, genauen Zeitplänen, scheinbar unverzichtbarer Planbarkeit und der Unfähigkeit, Veränderungen anzunehmen beinahe zusammengebrochen wäre. Im „Dinge ändern, die ich ändern kann“ war ich eigentlich immer recht gut – aber das Annehmen von Dingen, die ich nicht ändern kann war meine große Herausforderung.

Das Bewusstsein, dass meine Enttäuschung, mein Frust wenn es mal wieder anders kam, nichts bewirkte, außer dass es mir schlecht ging, mag heute total logisch klingen, war damals aber beinahe erleuchtend für mich.

Es ist, wie es ist – nimm es an! Dieser Satz wurde zum Mantra und half mir immer dann, wenn die Dinge mal wieder anders kamen als geplant. Wenn ein Kind krank wurde, ein Wutanfall uns 30 Minuten zu spät kommen ließ, die Server in der Arbeit stundenlang ausfielen oder vieles mehr.

Es ist, wie es ist. Vor allem im Alltag mit Kindern hilft mir das ungemein. Auch ich habe früher über die Zeitumstellung geschimpft oder war bereits im Urlaub gestresst, weil ich fürchtete, die Kinder anschließend nicht wieder in den „normalen“ Rhythmus zu bekommen. Heute gelingt mir das viel besser. Das Leben ist nun mal nicht immer planbar, und Kinder sind es erst recht nicht. Es ist, wie es ist.

Übrigens – geweckt wurde ich heute von einem strampelnden Bauchbaby um 7 Uhr neuer Zeit – ein Kind ist also bereits auf Sommerzeit umgestellt  ; )

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