Die Rettung von Keks

Keks

Es gibt ja so Tage, da wacht man bereits mit schlechter Laune auf. Einfach so, ganz ohne ersichtlichen Grund. Davor ist auch ein Lausdirndl nicht gefeit. Heute war so ein Morgen. Wobei das eigentlich gar nicht stimmt, denn bis zum Zeitpunkt des Zähneputzens war es eigentlich ein ganz normaler und friedlicher Morgen gewesen. Aber dann passierte etwas, was Lausdirndls Stimmung von jetzt auf gleich um 180 Grad umschlagen ließ. Denn alles, was sie an diesem Tag in den Kindergarten mitzunehmen gedachte, wurde ihr aus verschiedensten Gründen versagt. Sei es, weil ihre „gemeine“ Schwester ihr nicht erlaubte, den Gegenstand der Begierde (der nun mal zweifelsfrei ihr gehörte) auszuleihen, oder weil Mama und Papa (die alten Spielverderber) sagten, es sei keine Zeit mehr, eine komplette Geschichte nach Diktat von Miss Lausdirndl zu Papier zu bringen auf dass sie diese dann mitbringen und vorlesen lassen könne. All das erzürnte das Lausdirndl verständlicherweise über alle Maßen und sie entschied sich schließlich in letzter Minute, als wutschnaubenden Kompromiss Keks – einen Plüschhund – mit in den Kindergarten zu nehmen.

Nun ergab es sich heute, dass der Mann die Kinder von Mittagsbetreuung und Kindergarten abholte. Pünktlich und mit vollzähliger Kinderschar sowie sämtlichen Mützen, Handschuhen und Rucksäcken stand er wieder vor der Tür. Leider jedoch ohne Keks. Dies fiel mir allerdings erst ein wenig später auf, als wir gemütlich zusammen Kaffee tranken und – man ahnt es schon – Kekse aßen.

Ich fragte: „Habt ihr eigentlich auch Keks wieder mitgebracht?“

„Oh. Ähm, nein.“ entgegnete der Mann. Worauf das Lausdirndl ihn wütend ausschimpfte „Och Mann, Papa!!! Wieso hast du Keks vergessen!?!“

Der Mann erwiderte, dass es ja schließlich nicht seine Aufgabe sei, an all die Spielsachen zu denken, die sie mit in den Kindergarten nehmen würde. Was zwar theoretisch richtig ist, aber der allgemeinen Stimmung nicht eben zuträglich.

Nun muss man vielleicht erwähnen, dass Keks durchaus nicht das erklärte Lieblingsstofftier ist und bei weitem nicht das einzige. Das Lausdirndl verteilt ihre Liebe großzügig und gleichmäßig unter allen 57 Plüschgefährten (grob geschätzt – ich habe den Überblick verloren). Also schlug ich vor, dass Keks ja mal eine Nacht im Kindergarten schlafen könne, das sei doch ein großes Abenteuer für einen kleinen Hund. Nein – auf keinen Fall!!! entschied das Lausdirndl und da der Kindergarten noch eine Stunde geöffnet war, musste Keks zwingend und umgehend gerettet werden.

Ich schlug also vor, dass wir schnell hinfahren und Keks holen sollten. Aber das Lausdirndl geht mit Vorliebe zu Fuß zum Kindergarten. Was ich grundsätzlich sehr unterstütze. Denn zum Einen müssen wir ihr dies aus reinen Zeitgründen oft genug abschlagen und zum Anderen finde ich es sehr erstrebenswert, meine Kinder nicht zu kleinen Diven heranzuziehen, die Wind und Wetter scheuen und sich auch bei kleinsten Entfernungen von A nach B kutschieren lassen. Blöd nur, dass meine eigene kleine innere Diva sich liebend gern selbst per Auto zum Kindergarten kutschiert hätte, vor allem, da es leicht zu regnen begonnen hatte. Aber da musste ich jetzt durch. Der Regen störte das Lausdirndl nicht im geringsten und so stapften wir nach einer kurzen Debatte über die Zweckmäßigkeit von Fleecejacken bei 5 Grad und Regen (die ich aufgrund der einigermaßen kurzen Strecke heute mal das Lausdirndl gewinnen ließ) gemeinsam los und retteten Keks vor dem Grauen der einsamen Kindergartenübernachtung.

Jetzt könnte man meinen, Keks würde nun vom Trauma des Vergessenwerdens liebevoll getröstet und gehätschelt werden. Aber die Wahrheit ist, dass er – kaum durch die Haustüre getragen – auf der Treppe deponiert wurde und seither dort liegt. Und das Lausdirndl spielt wieder mit anderen Dingen. Aber immerhin – der arme, arme Kerl muss nicht im Kindergarten übernachten. Das ist schließlich die Hauptsache.

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