Die Traumtänzerin und das World Wide Web

Die Traumtänzerin hat ein neues Hobby. Googeln. „Mama, machst du mir bitte den Router an? Ich möchte ein bisschen rumgoogeln.“ verkündete sie erst gestern wieder und belegte meinen Computer mit Beschlag. Sie kann den Mac bereits ganz allein hochfahren, den Browser öffnen, google aufrufen und fröhlich drauflos tippen. Natürlich weiß sie auch, wie sie dann ins „Bilder“ Menü kommt, denn das ist es, was sie wirklich interessiert.

Tse… Als ich so alt war wie meine Große jetzt, hatten wir noch nicht mal einen Computer! Wenn wir etwas suchten, blätterten wir im Lexikon, wenn wir etwas schreiben wollten, nahmen wir Stift & Papier und unser Mittel zur Kommunikation war das Telefon, welches – hochmodern – mit Tasten ausgestattet war und unseren bisherigen Wählscheiben-Dinosaurier erst kurz zuvor abgelöst hatte. Natürlich mit Kabel, Schnurlostelefone waren da noch Zukunftsmusik. Die ganz Reichen oder ganz Technikverliebten hatten ein Autotelefon, was uns völlig verrückt erschien. Es kam dann vor, dass sie einen stolz anriefen (mein Onkel hatte so ein Ding), nur um zu sagen „ich rufe gerade aus dem Auto an!“. Ja und? dachten wir dann nur. Diesen Hype darüber, unterwegs telefonieren zu können, sozusagen mobil immer erreichbar zu sein, konnten wir so gar nicht nachvollziehen. Wenn wir unterwegs waren und etwas fürchterlich dringend war, gingen wir zu einer Telefonzelle, blätterten in den dicken Telefonbüchern die da hingen (nix mit googeln!), warfen 2×10 Pfennig ein und riefen an. Ja liebe Kinder, so war das damals.

Die Traumtänzerin kann selbstverständlich schon souverän mein iPhone bedienen. Allerdings verrate ich ihr den Code zum Entsperren nicht. Wäre ja noch schöner. Es reicht schon, dass sie mir meinen Computer ständig abspenstig macht. Zum Glück kann sie den Router noch nicht selber anschalten, da dieser zum einen unerreichbar hoch oben auf einem Regal steht und ich ihr zum anderen auch nicht gezeigt habe, wie das geht. Werde ich auch so bald nicht, denn das ist meine antiquierte analoge Kindersicherung.

Kürzlich war ihre Freundin zu Besuch und die beiden wollten googeln. Da saßen sie dann zu zweit auf einem Stuhl, tippten auf dem Computer rum und lachten sich kringelig. Ich schielte auf den Bildschirm. Sie hatten „Glupschaugen“ eingegeben und betrachteten nun die Bilder-Ergebnisse:
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Was 7jährige sonst noch so googeln? Hier ein kleiner Einblick:

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Eigentlich hatte die Traumtänzerin anderes im Sinn, als sie „Meerschweinchen Kostüm“ googelte, aber über die Ergebnisse (s.o.) lachten wir uns dann alle kaputt.

Diese neue Leidenschaft stellt mich nun wieder vor völlig neue Herausforderungen. Google ist für 7jährige nämlich nicht unbedingt die beste Adresse, denn hier kann alles Mögliche, alles andere als kinderkompatible bei herauskommen.
Wenn man zum Beispiel „Meerschweinchen“ googelt erhält man ein buntes Potpourri an Bildern: große & kleine Meerschweinchen, schwarze, braune, bunte Meerschweinchen, lustige & niedliche Meerschweinchen und gegrillte Meerschweinchen mit Kartoffeln und Salat. Wah! Kein Witz! Selbiges mit Waschbären. Neben possierlichen quicklebendigen Fellknäueln reihen sich auch solche ein, die ein Meeting mit Jäger oder Auto hinter sich haben. Nicht schön! Und das sind noch harmlose Eventualitäten.

Natürlich hatte ich schnell eine kinderkompatible Alternative ergoogelt (haha!) – blinde-kuh.de oder fragfinn.de sind Suchmaschinen extra für Kinder. Gibt man hier z.B. Meerschweinchen ein, erhält man eine tolle, kindgerechte Liste an Ergebnislinks: Steckbriefe, Grundschul-Wiki, Lustiges, Wissenswertes… Die Traumtänzerin ist allerdings nicht so begeistert, denn eine reine Bilder-Ergebnisseite gibt es nicht. Außerdem führen shopping-indizierte Suchbegriffe wie Elsa-Zopf, Waschbärkostüm, Rattenkäfig & Co leider zu keinem Ergebnis. Das findet meine Große doof. Nun ja.

Google gibt es jetzt nur noch unter Aufsicht und ich arbeite weiter daran, ihr die Vorzüge dieser Kinder-Suchmaschinen schmackhaft zu machen, während ich parallel nach Kindersicherungs-Software google, die ungeeignete Seiten sperrt. Und freue mich über die feine Ironie dahinter! ;)

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Source: Mamamania

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