Ehrliche Bauchgeschichten #6 – heute: Wehen zaubern leicht gemacht

Ehrliche_Bauchgeschichten_zaubern

Wenn der errechnete Geburtstermin kurz bevorsteht oder gar überschritten ist, häufen sich die Nachfragen aus dem Umfeld. „Na? Ist das Baby immer noch nicht da?“ „Och nö, weißt du, es ist so schön mit XXL Bauch, Krampfadern, Sodbrennen, Schlafmangel, Atemnot & Co – ich glaube ich verlängere noch so 1-2 Monate“. Grmpf.

Vermeintlich unauffällige Nachrichten werden geschickt oder Anrufe getätigt unter fadenscheinigen Vorwänden, die aber letztlich nur dem Zweck dienen zu testen, ob die werdende Mutter auch antwortet, ergo noch nicht im Kreißsaal schnaufend Wehen veratmet.

Ich weiß schon, dass der ET kein fixer Termin ist, sondern lediglich ein Richtwert. Aber irgendwie hält man sich dann doch daran fest (hierzulande sind wir Menschen ja große Freunde von fixen Daten und Pünktlichkeit). Und als wäre das Übertragen an sich nicht schon anstrengend genug, nervt das gutmeinende Umfeld noch zusätzlich. Doofe Sprüche wie „Mädchen müssen sich erst noch hübsch machen“ helfen da auch herzlich wenig. Ich weiß wovon ich spreche. Ich habe bereits 2 Kinder rausschmeißen müssen (aka die Geburt einleiten lassen), die Traumtänzerin bequemte sich schließlich 11 Tage nach dem ET auf die Welt, das Lausdirndl mit 5 Tagen Verspätung.

Jetzt gibt es ja ein paar Tricks, die dem Baby einen freundlichen Schubs geben sollen und die Wehen fördern. Altes Hebammenwissen vermischt sich mit Erfahrungen von der Freundin einer Freundin und heraus kommt eine ansehnliche Liste mit „Zaubertricks“. Auch das Internet ist voll davon:

Sanft die Geburt anstoßen – das hilft (sanft? Ist sicher genau so „effektiv“ wie es klingt…)

8 Tipps um das Baby zu lockern (DAS BABY ZU LOCKERN??? Ist das eine Schraube oder ein Marmeladendeckel?)

Wehen auslösen – 10 Maßnahmen (Maßnahmen! Klingt irgendwie drastisch)

14 Tipps & Tricks Wehen natürlich auszulösen (hui, sogar ganze 14!)

to be continued…

Nun, aufgrund meiner oben genannten 2 Trödelliesen habe ich einige davon bereits ausprobiert. Das sind meine Erfahrungen:

Himbeerblättertee – soll den Beckenboden weicher machen und den Muttermund öffnen. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Liter ich insgesamt von der trüben Plörre in mich hineingeschüttet habe. Hat es geholfen? Nun, offensichtlich nicht. In der Tat ist die Wirkung ja sehr umstritten. Vermulich hilft ein Gläschen Wein mehr – und schmeckt auch besser!

Bewegung – vor allem in der Endschwangerschaft mit der Traumtänzerin bin ich am Ende stundenlang spazieren gegangen. Vermutlich habe ich zusammengenommen die Strecke München – Honululu locker geschafft. Zusätzlich bin ich Treppen gestiegen (und das trotz Atemnot!). Effekt: Muskelkater. Sonst nix.

Scharfes Essen – Gewürze wie Chili, Cayennepfeffer, Ingwer und Zimt sollen wehenfördernd sein. Scharfes Essen vor allem dadurch, dass es die Darmtätigkeit anregt und der Darm dann seinerseits seine Nachbarin die Gebärmutter mit anregt. Mit dem Resultat bei mir, dass ich das Klo zwar noch häufiger aufsuchen musste, als ohnehin schon. Aber meine Gebärmutter zeigte sich davon gänzlich unbeeindruckt.

Warm baden – ein warmes Bad soll entspannen und so dem Körper das Signal geben „alles super hier – du kannst dann mal loslegen“. Da ich sowieso gerne bade, habe ich das natürlich exzessiv ausprobiert. Aber außer einer hohen Wasserrechnung und Dauerschrumpelzehen hat es nix gebracht.

Akupunktur – die geburtsvorbereitende Akupunktur soll nicht nur die Geburt selber verkürzen, sondern kann auch helfen, die Wehen anzukurbeln. Also ließ ich mich bei der Schwangerschaft mit dem Lausdirndl ab 4 Wochen vor ET jeden Donnerstag tapfer in Füße und Hände pieksen. Wirkung: naja, Wehen bekam ich dadurch keine, aber wenigstens die Geburt ging schneller als bei der Traumtänzerin – 10 Stunden im Vergleich zu 36 ab Einleitung. Ob das jetzt an den Nadeln lag oder am 2. Mal weiß keiner. Aber seien wir mal so nett und gönnen den Nadeln einen kleinen Triumph.

Rhizinuscocktail – die widerlich schmeckenden Mischung aus Rhizinusöl, Sekt und Aprikosensaft soll – vom Prinzip ähnlich wie bei den scharfen Gewürzen – Wehen auslösen. Da ich aufgrund der Steißlage beim Lausdirndl unbedingt wollte, dass sie nicht zu spät kommt, probierte ich das tatsächlich aus. Eines Abends würgte ich das ekelhafte Zeug runter und bekam tatsächlich Wehen! Diese verschwanden jedoch nach 1,5 Stunden wieder ohne dass sie etwas bewirkt hatten. Dafür verbrachte ich die Hälfte der Nacht auf dem Klo. Großartig…

Und – last but not least – Sex „Wie das Kind reinkommt, so kommt es auch wieder raus“ wird oft zitiert. Denn in der Samenflüssigkeit des Mannes sind natürliche Prostaglandine enthalten – Gewebshormone, die auch zur Einleitung künstlich verabreicht werden. Die Menge im Sperma ist allerding so gering, dass dies alleine noch nichts bewirken kann. Also wird meist geraten: „Sie sollten dabei unbedingt einen Orgasmus haben, denn durch die Kombination mit dem dabei ausgeschütteten Oxitocin….“ HAHAHAHAHAHAAAAA! Entschuldigung, aber das ist wirklich lustig! Mit XXL Bauch sind die physikalischen Bedingungen für einen organsmusbegünstigenden Verkehr alles andere als optimal und der Satz „Schatz, ich bräuchte mal deine Prostaglandine“ – also Sex als Mittel zum Zweck – löst jetzt auch nicht unbedingt die heißeste Stimmung im Schlafzimmer aus. Also auch hier: Fehlanzeige.

Mein Fazit: Mag sein, dass der eine oder andere Trick bei der Freundin einer Freundin funktioniert hat. Aber wenn das Baby noch nicht will, will es nicht. Dann kannst du Rhizinuscocktail schlürfend und Chili futternd Liebe machen, während du gleichzeitig Treppen steigst. Es hilft nichts!

Weil ich aber eine unverbesserliche Idiotin bin, werde ich bei Baby Nr. 3 vermutlich trotzdem den einen oder anderen Trick wieder versuchen. Und ich klammere mich an den Spruch „Beim 3. ist alles anders“. Drückt mir die Daumen!

4 Kommentare

  1. „Vermulich hilft ein Gläschen Wein mehr – und schmeckt auch besser!“ – Beim Infoabend im KKH hatte der Arzt tatsächlich ein Glas Rotwein empfohlen. Schaden würde es um die Zeit nicht mehr, könnte aber der Geburt etwas Schwung geben. Naja, geholfen hats auch nicht, die Tochter hat sich 10 Tage Zeit gelassen…

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