Ferienidylle. Oder so ähnlich.

Es ist früher Abend. Die Kinder besuchen das große Nachbarmädchen, das einen riesigen, flauschigen Hund hat und ab und zu bei uns babysittet und mein Mann ist Joggen.

Ich habe die Zeit genutzt und das Huhn fürs Abendessen aufgesetzt, Gemüse geschnippelt, Kartoffeln geschält und ein paar Seiten in meinem Buch gelesen.

Als es Zeit wird, dass die Kinder wiederkommen klingelt es an der Tür. Ding-dong, ding-dong, ding-dong. DIIIIIING-Dong!!! Es ist die Traumtänzerin.

„Hallo mein Schatz. Schön dass du wieder da bist. Wo ist denn deine Schwester?“

„Die kommt gleich. Wo ist denn Papa? PAAAAPAAAAAAAA!!!! WO BIST DUUUUUU?“

„Schrei doch nicht so! Der ist unter der Dusche.“ sage ich, und während ich mir noch das pfeifende Ohr reibe, werfe ich einen Blick aus der Haustür, um nach dem Lausdirndl Ausschau zu halten. Da sehe ich sie, sie kommt fröhlich und leichtfüßig angehüpft. Kaum hat sie mich erblickt, fällt sie halb auf die Knie, setzt ihr bestes schmerzverzerrtes Gesicht auf, humpelt wie ein Kriegsveteran und stöhnt bühnenreif „AAUUU, aaaatsch, ich kann kaum laufen, guck mal!!!“

Ich schaue auf die mir gezeigte Stelle und erkenne einen kleinen roten Punkt. Vielleicht eine klitzekleine Schürfung, eventuell ein alter Mückenstich, möglicherweise auch ein Filzstiftpunkt, wer weiß.

„Ich hab mich am Zwetschgenbaum verletzt, GUCK!! AAUUU!“

„Ah, hmjaja“ antworte ich nur (aufgrund ihres gazellengleichen Hüpfens vor meinem Anblick nicht im Mindesten beunruhigt – ich kenne ja meine Dramaqueen) und gehe Richtung Küche, um nach dem Huhn zu schauen, das in der duftenden Brühe vor sich hin köchelt.

„BÄH!! Hier stinkt’s!“ ruft die Traumtänzerin theatralisch und rümpft die Nase.

Da ich das ausdauernde Gemeckere meiner Miss Mäkelig schon seit vielen Jahren kenne, schenke ich ihr keine Beachtung und piekse testweise in die Kartoffeln.

„Wascht euch bitte gründlich die Hände. Es gibt bald Essen.“

„Was gibt’s denn?“

„Hühnerfrikassee mit Kartoffeln.“

„Ein geköpftes Huhn! Hahahahahahahaaa!“ lacht das Lausdirndl.

„Iiiiih! Das esse ich nicht!! Ich will nur Kartoffeln!“ erwidert meine Große pikiert.

Währenddessen verkündet ihre kleine Schwester im Befehlston „Ich habe Durst!“

„Du kannst dir gerne etwas einschenken.“

„Aber die Flasche ist schon leeheeer!“

„Nun, du weißt ja wo der Kasten mit den vollen steht.“

„Ich hab aber keine LUST Wasser zu holen!“

„Du kannst auch gerne Leitungswasser trinken.“

„BÄÄÄÄH! PAAAPAAAAAA!!!!“

Jetzt pfeift auch mein anderes Ohr.

 

Hach, Ferien… So idyllisch, oder?

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