Freundschaft

Heute möchte ich mal über etwas schreiben, was so gar nichts mit den Kindern oder mir als Mama zu tun hat, sondern mit etwas ganz persönlichem. Mit mir und dem Thema Freundschaft. Hierbei gibt es bei mir ein immer wiederkehrendes Muster, das mich seit meiner Kindheit begleitet, und da es heute ganz geballt auftrat und zudem ein solcher Tag ist, an dem mich das emotional sehr trifft, wollte ich es mir einfach mal von der Seele schreiben. Ganz ungefiltert und ohne große Textfeilerei.
Schon als Kind suchte ich mir fast immer Freunde, bei denen ich oft das Gefühl hatte, ihnen „hinterherzurennen“. Meist war ich diejenige, die anrief um mich mit der jeweiligen Freundin zu verabreden, oft mehrmals, wenn kein Rückruf kam. Es war nicht so, dass die Freunde kein Interesse an mir zeigten – wenn wir uns trafen hatten wir immer viel Spaß und sehr vertraute Bindungen. Aber es waren oft Menschen, die so tief in ihrem Leben drinsteckten, dass sie einfach nicht auf die Idee kamen sich zu melden oder einfach anderweitig beschäftigt waren.
Oft fühlte ich mich zurückgewiesen wenn nichts zurückkam. Trotzdem blieb ich dran, denn ich bin ein Beziehungsmensch, der jemanden nicht so einfach fallenlassen will oder kann.
Ich glaube, für meine Mama war das oft schwer mit anzusehen. Wenn ich mal wieder traurig war, weil die Herzfreundin nie zurückrief oder keine Zeit hatte. „Liebesdienste“ nannte sie meine Art, trotzdem immer sofort da zu sein, wenn meine Freundinnen sich dann meldeten. Ich sah und sehe das nicht so. Für mich ist es einfach selbstverständlich, dass ich für die wenigen Menschen, die ich so tief in mein Herz geschlossen habe, da bin, wenn sie mich brauchen. Und auch froh bin, wenn sie mal Zeit haben. Ich war und bin da nicht nachtragend. Aber ein Bisschen Unzufriedenheit oder Traurigkeit war trotzdem oft dabei. Denn das Gefühl, dass ich zwar immer da war und bin, wenn ich gebraucht werde aber die Freundin im Gegenzug nicht ist kein schönes.
In meinem Erwachsenenleben ist das häufig nicht anders. So wie sich das Leben stetig ändert, ändern sich natürlich auch die Freunde. Die einen (ich) heiraten früh, bekommen Kinder und finanzieren das „spießige“ Eigenheim auf dem Lande, die anderen sind immer noch Single in der Großstadt. Das ist ganz natürlich und ohne Wertung betrachtet. Durch neue Lebensumstände habe ich stets auch neue Menschen kennengelernt, von denen ich ein paar wenige sehr in mein Herz geschlossen habe. Ich glaube schon, dass ich mittlerweile Freunde mit dem Herzen auswähle statt mit dem Augen, nach dem wer sie innerlich sind, nicht nach dem was sie äußerlich darstellen. Trotzdem kehrt das Muster meiner Kindheit auch hier wieder. Ich bin meist die Initiatorin. Ich bin selber Mutter, deren Mann zudem auch noch viel abends arbeitet und somit habe ich nicht wirklich viele Möglichkeiten, auszugehen und Zeit mit meinen Freundinnen zu verbringen. Aber ab und zu kriegt man das definitiv hin, wenn man es wirklich möchte. Ich rede hier nicht von Cliquen, die keinen gemeinsamen Abend finden. Ich rede von Verabredungen zu zweit. Es klappt einfach so gut wie nie. Manchmal kommt mir etwas in die Quere, meistens meinen Freundinnen. Und zurück bleibt das Gefühl der Zurückweisung, die sicherlich nicht so abgeschickt ist, aber doch so ankommt. Ich habe mir schon oft überlegt, woher das kommt und warum es mich so trifft. Ich glaube, es ist sehr viel Unsicherheit im Spiel. Damals wie heute. Die unweigerlich auftretenden Selbstzweifel. „Bin ich nicht liebenswert genug?“ Aber auch Frust darüber, schon wieder versetzt zu werden, genau wie früher. Zurück katapultiert in das Gefühl von damals.
Versteht mich nicht falsch. Ich bin wirklich glücklich mit meinem Familienleben. Ich liebe es, Zeit mit meinen Kindern und meinem Mann zu verbringen oder auch oft abends alleine auf der Couch. Mein Zuhause ist meine Basis und mein Mann mein bester Freund. Aber manchmal möchte ich auch einfach mal raus. Und meine Freundinnen wiedersehen. Reden, lachen, Cocktails trinken – was man halt so macht. Die Berührungspunkte außerhalb der Basis. Die brauche ich auch manchmal. Ist das so ungewöhnlich? Verlange ich so viel von meinen (wenigen) Freundinnen, wenn ich sie gerne einen Abend im Monat treffen würde? Sollte ich noch mehr damit zufrieden sein, was ich habe? Mein Dasein als Mutter und Ehefrau? Die keine wichtigen Kontakte außerhalb ihres Nestes braucht? Sondern nur lockere Bekanntschaften? So bin ich einfach nicht!
Am allermeisten fehlt mir meine beste und längste Freundin. Wir sind jetzt seit 18 Jahren befreundet. Sie ist äußerlich betrachtet ganz anders als ich, aber innen drin sind wir uns so ähnlich. Und dann zieht sie der Liebe wegen gut 16.000 Km weg von mir nach Australien! Da lebt sie nun seit knapp 5 ½ Jahren und seitdem haben wir uns (außer sehr selten via Skype) nicht mehr gesehen. Mit insgesamt 5 Kindern (sie 3, ich 2) können wir auch nicht mal so eben rüberfliegen. Und auch wenn sie immer in meinem Herzen ist, fehlt sie mir im sogenannten „real life“ wie verrückt.

So, jetzt aber genug gejammert. Jetzt ist es raus, und ich fühle mich schon wieder besser. Ich habe lange überlegt, ob ich auf „speichern“ klicken soll oder nicht. Unzählige „therapeutische Posts“ habe ich nicht veröffentlicht, weil sie zu persönlich fürs www waren. Aber diesen teile ich jetzt einfach mal ganz mutig mit euch. Denn normalerweise packe ich meine Posts gerne in einen großen, bunten Mantel, der die Gefühle darunter hübsch versteckt.
Liebe Grüße, eure C.

8 Kommentare

    • Ich bekomme öfter Kommentare oder Likes auf meiner Facebook-Seite (wo ich die Links poste), aber du hast Recht. Ich finde es auch sehr schade, kaum Kommentare hier zu bekommen.

  1. Ich sehe dies hier (blog) als Ausgleich. Aus beruflichen Gründen kann ich eben im realen Leben eher weniger Kontakte pflegen, deshalb schreib ich hier. Es geht wirklich um pflegen, denn jeder Mensch ist erfreut, wenn er jemanden hat, an den er sich wenden kann. Sei es einfach nur blabla, sei es etwas persönliches oder was auch immer. Oft ist es leider so, dass die Menschen sich einfach zu wenig Zeit nehmen für ihre Mitmenschen. Ist das nicht irgendwo auch menschlich – manchmal egoistisch zu sein?

  2. Hallo Cynthia,
    ich finde es gut, dass du auf „Speichern“ geklickt hast. :)
    Freundschaften sind ebenso wichtig, wie Familie, finde ich.
    Ich persönlich habe wenige, aber sehr gute Freunde, die ich leider auch viel zu selten treffe. Das liegt viel an mir, da ich weg gezogen bin und auch nicht immer den ersten Schritt tue. Zudem bin ich, was das Telefonieren angeht, ganz und gar nicht typisch Frau. Aber auch wenn ich meine Freunde selten sehe (dann aber gleich länger am Stück), sind sie mir so wichtig, wie dir.
    Es ist ein Glück, dass es so treue Seelen, wie dich gibt.
    Vielleicht ist bei dir wirklich ein Muster zu erkennen. Ich denke aber nicht, dass deine Freunde dich nicht wertschätzen.
    Es ist wohl sehr oft so, dass man irgendwie in seinem ganz eigenen Universum „feststeckt“, und deshalb (leider)
    seine Freundschaften nicht so pflegt, wie man es sollte.
    Wir leben schliesslich nur einmal.
    Aus einem deiner Kommentare geht hervor, dass du (im Gegensatz zu mir) auf F***book bist, da sollte es doch relativ einfach sein, auch mal kurzfristig ein Treffen mit einer guten Freundin zu organisieren? So plötzlich und ungeplant kommen oftmals die schönsten Stunden zustande.
    Liebe Grüsse aus dem hohen Norden sendet dir Berta.

  3. Ich bin zwar ein absoluter Neuling hier. Aber ich hab mir zwei einträge durchgelesen und meinen spass gehabt. wen ich jetzt noch rausfinde, wie ich deinem blog folgen kann bin ich für heute gerade mal zufrieden :-)

    • Das freut mich natürlich, dass dir mein blog gefällt! 😉 Schau mal oben links unter meinem Foto kannst du abonnieren, d.h du bekommst dann immer auf die eingetragene Mailadresse eine Benachrichtigung, sobald ein neuer Eintrag gepostet wurde. Die Mailadresse ist anonym und kann von niemandem gesehen werden. Oder du folgst mir auf meiner Facebook Seite. Da poste ich auch die neuen Einträge. Den Link dahin findest du am Ende vieler Blogposts.

  4. Liebe Cynthia,
    Ich habe länger überlegt, ob ich dir hier eine Nachricht hinterlasse. Der Post hat mich tief berührt, nur dass ich mich auf der „anderen Seite“ der Freundschaft bin. Ich melde mich demnach nie. Äußerlich und auf den ersten Blick merkt man das bei mir nicht, ich trete selbstsicher auf und bin eine Meisterin des Smalltalks. Aber mir ist es leider schon sehr häufig passiert, dass Menschen von denen ich dachte, wir seien tief verbunden mich fallen gelassen haben. Das hat mein Grundvertrauen in mich selbst tief erschüttert. Lange lange Zeit habe ich niemanden mehr so nah an mich herangelassen. Irgendwann war mein heimliches Credo „wenn er/sie sich nicht bei mir meldet, bin ich ihm/ihr nicht wichtig genug“ genährt aus tiefstem Selbstzweifel. Ich konnte einfach nicht glauben, dass sich jemand um meinetwegen mit mir unterhalten will. Auch viele meiner alten Freunde habe ich so verloren. Mittlerweile habe ich einen neuen, sehr kleinen Freundeskreis um mich aufgebaut. Mein bester Freund ist so wie du! Er meldet sich, er ruft an, er hat immer Zeit für mich. Und das obwohl er die Liebe seines Lebens frisch geheiratet hat und demnächst Papa wird :)
    Ich genieße diese Freundschaft so sehr und schaffe es mittlerweile auch wieder von mir aus Verabredungen zu initialisieren. Der Kern meines vorherigen Beitrags: ich bin so froh und zutiefst dankbar, dass es Menschen wie euch gibt! Ohne solche Menschen würden Leute wie ich niemals mehr Vertrauen fassen können.
    Ich bin über deinen Blog gestolpert, als ich mich über Kinderwunsch *räusper* belesen wollte. Es ist wirklich schön, dass du dein Leben mit uns in dieser Weise teilst :)
    Ich wünsche dir alles Liebe und dass deine Narben ebenso wie meine geheilt werden (zB durch einen kleinen Seelenstriptease einer Fremden 😉 )
    Pass auf dich auf