Guten Morgen?

Ach, wie waren sie doch schön, die Tage damals vor gefühlten hundert Jahren. Als man morgens noch gemütlich 3 mal die Snooze-Taste am Wecker drücken konnte, schweigend und in Ruhe frühstücken durfte und in Ruhe und trotzdem pünktlich in die Arbeit kam. Von den Wochenenden mit ausschlafen und gemütlichem Frühstück mal ganz zu schweigen…
Heute sieht ein typischer Morgen bei uns so aus:
Der Tag beginnt um 5.40 Uhr – leider lässt sich unser 2-jähriger Lebend-Wecker nicht durch leichten, schlaftrunkenen Druck auf den Kopf snoozen. Sie hat auch nur 2 Weckmelodien, die per Zufallsprinzip entweder MAMAAAAA!!! Oder PAPAAAA!!! durchs Babyfon kreischen. Also raus aus den Federn und das Lausdirndl zu uns ins Schlafzimmer holen und wider besseren Wissens hoffen, dass sie noch ein Stündchen mit uns schlummert. Leider variiert ihr bevorzugtes Morgenprogramm zwischen folgenden Optionen:
1. allein aufstehen und Unsinn anstellen – wie ihre Puppe mit der zähen, weißen Wundsalbe von Kopf bis Fuß einschmieren, in der Kinderküche Kaffee für uns kochen (was durchaus niedlich sein könnte, würde sie nicht darauf bestehen, mit echtem Wasser zu kochen und dabei nicht nur den Weg vom Gäste-WC bis zum Wohnzimmer zu überfluten, sondern darüber hinaus noch das Wasser laufen zu lassen, es könnte ja sein, dass man noch mehr braucht!) oder CDs ins Kassettenfach des Kinder-Recorders zu stopfen um Musik zu hören. Oder
2. Morgengymnastik. In unserem Bett. Mit Karacho. Sanft existiert im Wortschatz meiner Jüngsten nicht. Also über das seitliche Gitter klettern und möglichst auf Papas Bauch springen oder „Fahradfahren“ mit den Füßen, wobei meine Rippen als Pedale dienen.
Irgendwann kommt dann unsere Große dazu. Die ist im Gegensatz zu ihrer Schwester ein eher sanftes Wesen. Eine Traumtänzerin. Momentan mitten in der rosa Phase, mit allem drum und dran. Feen, Einhörner, diese potthäßlichen Filly-Pferde, Katzenbabies, Glitzer und Schleifen. Ich könnte mich kaputtlachen, wenn mein 1,93 großer Mann zum Lillifee-Spielen verdonnert wird, wobei er selbstverständlich die Rolle des Einhorns Rosalie übernehmen muss.
Aber das Zicken-Gen haben sie alle beide. So beginnen sie dann noch in unserem Bett und lange vor der Zeit, zu der wir damals zum 1. Mal die Snooze-Taste gedrückt haben zu streiten. Eine von beiden fängt immer an, die andere als blöd zu titulieren, darauf ist Verlass. Ich habe meinen Mann in den 7 Jahren, bevor die Kinder kamen nicht einmal richtig wütend erlebt. Umso faszinierender ist es mit anzusehen, wie unsere Mädels das heute noch vor dem Frühstück fertigbringen. Jaja, der Arme hat es nicht leicht mit 3 Weibern. Aber genug Mitleid.
Bis die beiden endlich im Kindergarten sind haben wir in der Regel 17 Streits geschlichtet, 2 verschüttete Gläser Wasser aufgewischt, 3 Honigbrote geschmiert und wieder vom Boden gekratzt (das Klischee mit der Marmeladenseite nach unten funktioniert auch wunderbar mit Honigbroten!), 2 mittelschwere Wutanfälle vom Lausdirndl durchgestanden, Kasperletheater mit der Zahnbürste und den Gummistiefeln gespielt (sonst werden die ja aus Prinzip verweigert) und auf der Suche nach dem rosa Lieblings-Glitzer-Haargummi der Traumtänzerin 2,7 Kilometer durch unser Haus durchlaufen. Wenn sich die Tür vom Kindergarten hinter uns schließt, sind wir naßgeschwitzt, viel zu spät dran und so erschöpft, dass wir eigentlich gleich wieder ins Bett gehörten. Aber wir müssen ja arbeiten. Schließlich haben wir schon den ganzen Morgen vertrödelt….

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