Ich bin es so leid!

Gerade stieß ich auf facebook auf den Post einer sogenannten „Person des Öffentlichen Lebens“ – Coach, Autorin, Lebensberaterin so etwa in der Art.
Sie nahm darin Bezug auf einen vorher von ihr geteilten Artikel, der – gestützt auf irgendwelche „Langzeitstudien“ – die Schäden thematisierte, die Fremdbetreuung im frühen Kindesalter (also Krippenalter) auf diese Kinder haben soll.
Wer die Nerven hat diesen von ihr geteilten Artikel nachzulesen, kann das hier tun, ich habe einen Teil überflogen und weggeklickt. Weil ich es Leid bin, dass immer und überall an das schlechte Gewissen appelliert wird, um eine einseitige Sichtweise zu untermauern. Gerade wir Mütter, die das größte aller schlechten Gewissen überhaupt haben, sind dem schutzlos ausgeliefert.

Ehrlich – zu jeder Studie gibt es mindestens eine, die das genaue Gegenteil beweist. Ich habe schon damals, als es um die Entscheidung ging, die Traumtänzerin impfen zu lassen oder nicht – auf Literatur verzichtet, denn sowohl die Pro- als auch die Kontra-Seite arbeitet in der Regel mit Horrorszenarien, die Angst machen. Egal wie man sich entscheidet, man setzt sein Kind einer tödlichen Gefahr aus – eine richtige Entscheidung kann es augenscheinlich gar nicht geben. Ich bin leider sehr anfällig für solche Schuldgefühl-Attacken, daher machte ich das für mich einzig Richtige – und traf eine ganz individuelle Entscheidung – so, wie ich sie als richtig empfand und am besten damit zurecht kam.
Unter besagtem facebook-Post zu dem Artikel überflog ich dann die Kommentare und – entschuldigt meine Ausdrucksweise – mir kam das Kotzen! Auszug gefällig? Bittesehr:

„Ich bin so froh, dass ich mein Kind 3 Jahre lang zu Hause haben durfte! Sie ist ein so fröhliches, glückliches, gesundes und wundervolles Kind! So schade, dass viele Mütter dies nicht erleben und genießen möchten!“

Diese anmaßenden Unterstellungen hängen mir sowas von zum Hals raus! Die Traumtänzerin kam mit 1 Jahr zu einer ganz lieben Tagesmutter und mit 1,5 Jahren in eine liebevolle Krippe – das Lausdirndl kam mit 21 Monaten in diese Krippe – und beides sind genau so fröhliche, glückliche, gesunde und wundervolle Kinder. Dazu auch noch selbständig, selbstbewusst und fit – geistig wie körperlich.
Ich weiß wohl, dass dies der anmaßende Kommentar einer einzelnen Person war, aber sie spiegelt leider die Meinung vieler Mütter wider.

Wieder einmal möchte ich an jene gewandt laut schreien „warum lasst ihr andere Mütter nicht einfach jede so leben, wie sie es für sich und ihre Familie als richtig erachtet?!? Woher nehmt ihr euch das Recht, andere zu be- und vor allem verurteilen?! Ihr habt keine Ahnung von deren Lebensumständen!“

Wir sind doch alle zuallererst Mütter. Und man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass das Wohl unserer Kinder für uns an erster Stelle steht! Wir alle lieben unsere Kinder aus tiefstem Herzen und mit einer Intensität, die es nur zwischen Eltern und Kindern gibt. Und wir alle wollen nur das Beste für sie. Wie das in jedem einzelnen Fall aussieht, kann nur die jeweilige Familie selber beurteilen. Also warum fühlen sich immer noch so viele bemüßigt, ihr Lebensmodell als das einzig wahre zu propagieren und mit dem Finger auf andere zu zeigen?
Das macht mich unglaublich sauer und traurig zugleich.

Im eingangs erwähnten Facebook-Post, der als Nachtrag zur „Rabenmütterstudie“ gedacht war, schrieb diese Person übrigens, warum wir überhaupt Kinder in die Welt setzen würden, wenn wir unsere Babies dann „outsourcen“ würden. Wir müssten ja nicht gebären, wenn wir den Kindern dann kein entsprechendes Leben bieten könnten. Sie selber hätte 2x unter großer Trauer abgetrieben, weil die Umstände nicht so waren, wie sie sich diese für ein Kind gewünscht hätte.
Nun, ob Abtreibung eine bessere Entscheidung ist als sein Kind in die Fremdbetreuung zu geben lasse ich jetzt lieber unkommentiert.
Für sich selbst heischte sie später als Reaktion auf offenbar kritische Kommentare nach Verständnis, die andere Seite aber – die „outsourcenden Rabenmütter“ kann man ja mal an den Pranger stellen. Die vorgebliche bewusste provokative Fragestellung nehme ich ihr nicht ab. Dieses Deckmäntelchen wird nur allzu gern als Puffer ausgebreitet, um die eigene Meinung in die Menge zu schleudern und sich dann darunter zu verstecken.

So, entschuldigt. Das musste einfach raus. Nächstes Mal wird’s bestimmt wieder lustiger – wenn mir nicht wieder so eine „Person des öffentlichen Lebens“ über die Leber läuft.

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Source: Mamamania

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