Reden ist Silber?

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Stellen Sie sich einmal folgendes vor: Sie sind Teil/Zuhörer einer Unterhaltung, in der diese oder ähnliche Sätze fallen. Sie sind nicht an Sie gerichtet, und auch nicht über Ihre Kinder gesagt worden, sondern Bestandteil einer Erzählung über andere, abwesende und ihnen fremde Personen. Ausgesprochen – wie könnte es anders sein – von kinderlosen Menschen. Wie reagieren Sie? Sie widersprechen, schleudern jenen eine gepfefferte Antwort entgegen, argumentieren sachlich oder machen auf dem Absatz kehrt und lassen diese Leute einfach stehen?

Und jetzt stellen Sie sich vor, diese Unterhaltung findet in einer Situation statt, in der Sie all dies genau nicht tun können – auf gesellschaftlichem Parkett, im beruflichen Bereich oder weil Sie mit diesem Menschen – auf welchem Weg und aus welchem Grund auch immer – gut auskommen müssen. Wie reagieren Sie dann?

Ich befand mich schon ein paar Mal in genau so einer Lage und hörte genau solche Sätze – meistens von der- oder denselben Personen. Was ich getan habe? Nun, ein paar Mal habe ich versucht (krampfhaft um Freundlichkeit und Verbindlichkeit bemüht) das Gegenteil zu argumentieren. Aber inzwischen? Schweige ich. Manchmal aus reiner Sprachlosigkeit, weil ich schlicht & einfach perplex bin. Gar nicht mal so sehr darüber, dass es Menschen mit dieser Meinung gibt. Das ist mir leider nicht neu. Sondern weil ebenjene sich nicht um gesellschaftliche Konventionen, Personen oder Situationen scheren und solche verbalen Granaten ganz schamlos in die Menge schleudern. Wohl wissend, dass einige der Anwesenden selber Kinder haben.

Ich schweige, weil ich mir im Gegensatz zu der jeweiligen Person sehr wohl der Umstände bewusst bin. Und weil ich fürchte, wenn ich den Mund aufmachen würde – und sei es nur um über das Wetter zu plaudern – man mir meine Gefühle sofort anmerken würde. Das kostet mich oft enorme Anstrengung, denn normalerweise trage ich mein Herz auf der Zunge. Meine Emotionen verwandeln sich in Worte, noch ehe mein Gehirn dazwischenfunken kann und purzeln aus meinem Mund heraus.

Hier schaffe ich es zum Glück irgendwie trotzdem, mich zu bremsen, aber in meinem Bauch rumort es und meine Gedanken fahren Achterbahn. Manchmal bin ich so wütend, dass ich glaube, ich muss platzen wenn ich nichts sagen kann. Und ich fühle mich persönlich getroffen – als Mensch, aber vor allem als Mutter.

Letztendlich bin ich hinterher froh, wenn ich es geschafft habe, nichts zu sagen – und zwar nicht nur wegen der äußeren Umstände. Sondern auch, weil es schlichtweg nichts bringt. Solche Menschen sind so festgefahren in ihrer Meinung und ändern diese auch nicht dadurch, dass man Gegenargumente serviert – weder konfrontativ, noch hübsch verpackt mit Schleifchen.
Egal ob es um Kindererziehung geht, Politik, Globuli oder sonst etwas – bei dieser Sorte Menschen ist mein Eindruck: je weniger Ahnung sie davon haben, desto festgefahrener sind sie in ihrer Meinung – und die ist in der Regel geprägt von Negativität.

Und so atme ich tief ein und aus, trainiere die Schließkraft meines Mundes, das Durchzugsprogramm meiner Ohren, die So-what-Haltung meiner Emotionen und die Ooooommmmmizität meines Geistes.

Und ich schweige, denn Schweigen ist ja bekanntlich Gold.

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Source: Mamamania

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