Der Kinder Freud – der Eltern Leid

Vor ein paar Tagen war ich mit meinen beiden Mädels in der Bücherei. „Mama, darf ich mir auch eine DVD ausleihen?“ fragte die Traumtänzerin. Im Hinblick auf unsere baldige Urlaubsreise willigte ich ein. „Na gut, aber nur eine“ sagte ich. Keine 20 Sekunden später stand sie wieder vor mir, mit strahlendem Gesicht und einer Barbie-DVD in den Händen. Oh, nein! dachte ich, schwankend zwischen Verzweiflung und Resignation. All meine Bemühungen, sie von Barbie weg- und zu Pumuckl hin zu beraten, waren zwecklos. Also gut, ich hatte es versprochen. Und was man verspricht, muss man bekanntlich auch halten. Nach tagelanger Quengelei durfte sie den Film dann heute schon einmal anschauen. Und da ich mein Kind nicht einfach mit einem unbekannten Film alleine lassen wollte (immerhin war auf der Rückseite von einem bösen Zauberer die Rede), musste ich wohl oder übel mitschauen. Um es kurz zu machen: es war schauderhaft! Der ultimative Mädchenkitsch mit Glitzer und Zuckerguss obendrauf. Aber die Traumtänzerin war begeistert und machte sich gleich daran, eine Krone zu basteln, wie Barbie sie im Film anhatte. Kann es wirklich sein, dass ich als Kind so etwas auch toll fand? Heute winde ich mich unter Qualen, aber es muss wohl so sein…
Vor gut einem Jahr hatte ich in nostalgischer Verzückung einmal eine Benjamin Blümchen CD gekauft. Die Geschichten hatte ich früher schließlich selber so gerne gehört. Ein böser Fehler! Schon nach den ersten 5 Minuten musste ich alle Kraft aufbringen, um nicht stöhnend die Augen zu verdrehen oder schlimmeres. Ich begann, meinen Eltern nachzufühlen, die sich zu meiner Kinderzeit händeringend die Folge „Benjamin Blümchen als Elefantenbraten“ wünschten. Damals fand ich das natürlich nicht so witzig.
Aber was will man machen? Wenn man 8-10 Stunden Autofahrt vor sich hat und diese nicht ununterbrochen mit Bücher vorlesen, Lieder singen und Streits schlichten verbingen will, mit steifem Nacken und schmerzenden Armen vom ständigen Umdrehen und Bilderbuch-Hochhalten Richtung Rücksitz.
Vor 3 Jahren hatten wir ebenfalls eine solch lange Autofahrt vor uns. Und die Traumtänzerin – damals noch „Einzelkind“, da das Lausdirndl die Fahrt ruhig und schweigend in meinem Bauch verbrachte – musste ja schließlich beschäftigt werden. Also kaufte ich eine neue CD als Überraschung – ohne sie vorher einmal anzuhören. Ein schweres Versäumnis! Bobo Siebenschläfer ist mit Abstand die grausamste (zumindest für Elternohren) CD, die ich jemals gehört habe! Die Stimmen der Familie Siebenschläfer wurden mit merkwürdigen Geräuschen dargestellt – die „Übersetzung“ dieser nervtötenden Brumm- und Quietschtöne übernahm der Sprecher. Fatalerweise liebte die Traumtänzerin ihre neue CD und wir mussten sie sowohl während der Hin- als auch der Rückfahrt ganze 4 oder 5 mal anhören! Die reine Folter. Wenn jemand aus mir ein Geheimnis rausbekommen will, braucht er mir nur Bobo Siebenschläfer in Endlosschleife vorzuspielen und ich rede wie ein Wasserfall.
Letztes Jahr haben wir uns dann einen völlig unpädagogischen aber unschätzbar wertvollen Eltern-Luxus gegönnt – einen DVD-Player fürs Auto. Mit 2 Bildschirmen versteht sich. So kann man die ein oder andere Quengelstunde im Auto wunderbar überbrücken und alle sind zufrieden. Die Kinder sind ruhig, mein Nacken bleibt entspannt und meine Nerven auch. Vorausgesetzt die Kinder einigen sich auf einen Film. Und ich „vergesse“ die Barbie-DVD daheim 😉

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