Kompetente Kinder

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Manchmal wünschte ich mir, ich hätte die Entspanntheit, die Leichtigkeit und das Vertrauen auf mein Bauchgefühl im Bezug auf die Babyzeit schon früher – bei den beiden Großen gehabt. Ich erlebe dieses erste Babyjahr diesmal als so entspannt und easy – das ist so ein schönes Gefühl! Natürlich ist das Nesthäkchen auch ein sehr zufriedenes, liebes und pflegeleichtes Baby – was es noch leichter macht.

Gerade bei der Traumtänzerin – meiner Erstgeborenen – war ich oft fürchterlich unsicher. Ich hatte keine Erfahrung als Mama, war häufig ängstlich oder verunsichert und las daher viel in Büchern. Ich versuchte, viele Dinge nach Schema F oder Prinzip X anzugehen, was natürlich je nach Kind funktionieren kann oder eben auch nicht. Keine meiner Freundinnen hatte ebenfalls schon ein Baby, das mobile Internet war noch nicht verbreitet und meine Hebamme hatte mich hängenlassen. Also saß ich oft verzweifelt und hilflos da und versuchte, mir in Büchern oder beim Kinderarzt Rat zu holen. Oder bei meiner Mama, was mir wenigstens manchmal half! Mein Bauchgefühl spielte auch hin und wieder mit – aber ich vertraute mir selber leider viel zu selten.

Im Nachhinein denke ich, dass manche Dinge besser geklappt hätten, wenn ich mehr Vertrauen in meine eigenen Entscheidungen, in meine Fähigkeiten als Mutter gehabt hätte. Und die „richtigen“ Ansprechpartner für Fragen oder Unsicherheiten gehabt hätte – Stillberater, mehr erfahrene und entspannte Bauchgefühl-Mütter (z.B. in den sozialen Netzwerken), die richtige Hebamme usw.

Zum Beispiel beim Thema stillen. Das Stillen war bei der Traumtänzerin der reine Horror. Sie schrie und schrie sobald ich sie anlegte und ich hatte niemanden, der mir wirklich helfen konnte. Ich wusste nicht, ob sie nicht genug bekam oder ihr die Milch zu sehr spritzte, ob ihr etwas wehtat oder sonst irgendetwas. Ich hatte keine Hebamme, versuchte es dann mit Osteopathie, stillte weinend stundenlang, verkrampft sitzend, während meine Tochter schrie wie am Spieß. Und immer häufiger gab ich ihr eine Flasche, die sie zufrieden und ohne schreien trank! Das ging natürlich nicht lange gut. An ihrem 3. Monatsgeburtstag war sie voll abgestillt und bekam nur noch Pulvermilch. Was ja nicht schlimm ist, aber ich kam mir wie eine Versagerin vor.

Das Lausdirndl hingegen trank wunderbar. Zügig und kurz – wie ihre kleine Schwester heute auch, problemlos und schön. Leider hörte ich dann auf meine damalige Hebamme, die mir riet, eine Flasche pro Tag zuzufüttern, da mein ohnehin zierlich geborenes Baby (zierlich ist sie übrigens noch heute! Obwohl sie gut isst!) nicht genug zunahm (nach Schema F, ihr versteht). Als meine bequeme Tochter nun erfuhr, wie einfach das Saugen am Gumminuckel ist, fand sie das prima und forderte nun immer häufiger die Flasche. Und so war auch sie mit 6 Monaten abgestillt.

Und das ist nur ein Beispiel von so vielen. Ob es um die Entwicklung geht (was? Das Kind krabbelt noch nicht??), um Krankheiten (rote Flecken? Alarm!), ums Einschlafen, die Schnullerentwöhnung, das Trockenwerden und und und…

Zum Glück habe ich wundervolle und kompetente Kinder. Die auf ihre Weise dafür sorgten, dass ich mit ihnen ihren Weg ging, und nicht stur den Ratgebern folgte. Die sich schlichtweg weigerten nach Schema F oder Prinzip X zu funktionieren. Man stelle sich das mal vor! 😉 (auch wenn ich es gerade bei meiner Erstgeborenen noch manchmal versuchte und meist scheiterte) Die viel lieber und besser in unserem Bett schliefen (Traumtänzerin) oder auch im eigenen (Lausdirndl). Die in den ersten Jahren nicht alleine einschlafen wollten (Traumtänzerin) oder manchmal eben doch (Lausdirndl). Die viel getragen werden wollten statt in der Wippe zu liegen und die statt mit 8 Monaten zu krabbeln lieber früh sprachen. Die irgendwann völlig ohne Murren oder Horrornächte zu ihrem(!) passenden Zeitpunkt den Schnuller abgaben oder von sich aus entschieden, nun keine Windel mehr zu brauchen – und das klappte dann auch noch problemlos (Lausdirndl). Die trotz Gemüseverweigerung und „Nudeln-mit-Butter-Diät“ keinerlei Mangelerscheinungen haben und trotzdem „wie die Schwammerl“ wachsen.

Ihr seht – meine Kinder haben zum Glück dafür gesorgt, dass sie nach ihren Bedürfnissen aufwachsen konnten (und immer noch können). Darüber bin ich verflixt froh! Nur mir selber hätte ich mehr Vertrauen, mehr Ruhe und Entspanntheit gewünscht – so wie ich es heute habe. Das hätte mir so manches Bauchweh erspart. Aber das ist wohl etwas, das gerade aus der Erfahrung entsteht, das ich ohne das Er-leben meiner Großen gar nicht so hätte entwickeln können. Und somit höre ich auf damit zu hadern, sondern bin ihnen einfach dankbar!

1 Kommentar

  1. Liebe Cynthia,
    das hast du sehr schön und wahr geschrieben!
    Ich finde es ganz wunderbar dass Du so entspannt mit deinen Kindern bist.
    Das gibt mir Hoffnung dass auch ich das noch lernen kann.
    Alles liebe weiterhin!