Ich liebe die Geschichten von Astrid Lindgren! Wenn ich die Figuren aus den Büchern und Filmen sehe, fühle ich mich sofort in meine Kindheit zurückversetzt. Michel aus Lönneberga, die Kinder aus Bullerbü, Pippi Langstrumpf, Ronja Räubertochter, Madita, Lotta aus der Krachmacherstraße… Ja, Lotta aus der Krachmacherstraße. Eigentlich eins der Bücher, mit denen ich selber als Kind relativ wenig in Berührung kam. Dennoch erinnerte ich mich an Lotta – das Lausemädchen mit dem Schweinchen namens Teddy und jeder Menge Flausen im Kopf.

Als ich daher vor einer Weile in der Bücherei das Buch „Lotta zieht aus“ entdeckte, musste ich es einfach mitnehmen – als Mutter eines ebensolchen Lausemädchens dachte ich, dass dies dem Lausdirndl gut gefallen würde. Hätte ich nur geahnt, dass ich damit die Büchse der Pandorra geöffnet hatte!
Dem Lausdirndl gefiel das Buch so gut, dass ich es immer wieder vorlesen musste. Und als sie ein paar Wochen später das Hörspiel im Spielzeuggeschäft entdeckte hatte sie leichtes Spiel, mich zu überreden es ihr zu kaufen. So musste ich es immerhin nicht dauernd selber vorlesen.

Hier eine kleine Zusammenfassung, worum es in der Geschichte geht:

Als Lotta aus der Krachmacherstraße eines Morgens den kratzigen Pullover von ihrer Oma anziehen soll, wird sie richtig wütend. Erst schneidet sie ein großes Loch in den Pullover und dann beschließt sie kurzerhand zu Hause auszuziehen. Nicht weit, nur zu Tante Berg nach nebenan. Denn Lotta möchte natürlich gerne sehen, wie traurig alle sind, dass sie keine Lotta mehr haben…

Das Lausdirndl war glücklich und hörte eine Weile lang ihre neue CD rauf und runter.
Dann, eines Tages einige Wochen später entdeckte ich abends einen 30cm langen Schnitt im Bettlaken der Traumtänzerin. „Das war ich nicht!“ posaunte das Lausdirndl prompt ohne dass ich überhaupt irgendetwas gesagt hatte. Nun ja, das mit dem Pokerface hat meine jüngste noch nicht so wirklich drauf. Ich wusste sofort, dass das nicht stimmte. Irgendwann gab sie es dann doch zu und auf die Frage, warum sie das gemacht hätte meinte sie, weil sie sauer auf ihre Schwester gewesen sei.

Ehrlich, ich wusste erst gar nicht, wie ich reagieren sollte! Ich schwankte irgendwo zwischen lachen und explodieren. Letztendlich erklärte ich ihr nur deutlich, dass es zwar ihr gutes Recht sei, sauer zu sein, aber dass sie deshalb noch lange nicht mutwillig Sachen zerschneiden dürfe. Das Lausdirndl nickte brav. Scheinbar…

Heute kamen wir nach Arbeit/Schule/Kindergarten heim und das Lausdirndl ging in ihr Zimmer um sich umzuziehen. Ich ging hinterher um saubere Wäsche in ihren Schrank zu räumen. Da ertönte ein spitzer Schrei vom Basteltisch „Huh! Die Hand ist einfach abgebrochen!!!“ Ich drehte mich um und entdeckte folgende Szene:

Okay, ich muss zugeben, dass die Kreativität und schauspielerische Leistung meiner Tochter, wenn es um das „Vertuschen einer Straftat“ geht, eindeutig gewachsen sind.
Dennoch – täuschen konnte sie mich nicht. Und irgendwann gab sie es dann doch zu. Aber sie wusste nicht mehr, warum sie das gemacht hatte. Vielleicht weil sie heute morgen sauer war, dass Papa ohne sie zum Bäcker gefahren ist. Oder weil er gestern zuerst mit der Traumtänzerin gekuschelt hat. Ist ja im Grunde genommen auch egal. Die eigentliche Frage ist – wie kriege ich das Kind dazu, damit aufzuhören??

Nun ja, mein Verhältnis zu Lotta aus der Krachmacherstraße ist inzwischen deutlich weniger nostalgisch geprägt. Und alle Scheren im Haus versteckt. Wobei mir schon bewusst ist, dass dies eine recht kurzfristige Lösung ist – irgendwann wird das Lausdirndl die Scheren schon finden. Oder aber sie macht es wie Lotta nachdem der Pullover zerschnitten ist und zieht aus! Da sind mir Scherenschnitte dann ehrlich gesagt doch lieber.

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Source: Mamamania