Momwars

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Es gibt viele Dinge im „Momiversum“, die man sich vorher nicht vorstellen konnte, die neu und teilweise gänzlich unerwartet sind. Über eins davon wollte ich schon lange mal schreiben.

Wir werden alle unser Leben lang mit Konkurrenz, Kritik oder Neid konfrontiert. Aber es hat mich überrascht, mit welcher Intensität Mütter untereinander konkurrieren. Dabei beäugen sich Mütter ständig misstrauisch und kritisch gegenseitig. Wenn die andere etwas anders macht, als man selbst, ist es grundsätzlich schlecht. Die einen Mütter urteilen das im Stillen für sich selbst, andere posaunen es lauthals heraus.

„Also Leandra/Pascal/Chiara gucken ja viel zu früh/viel/falsch Fernsehen!“
„Was? Die arme Afra/Ole/Samuel dürfen gar nicht fernsehen!! Klar, dass die bei uns zu besuch immerzu nach fernsehen fragen“

„Torben/Anna/Aaron kommen in die Waldorfschule… Wie soll aus denen denn jemals etwas Vernünftiges werden?“
„Die arme Lara/Tom/Lea müssen auf die staatliche Schule gehen! Dieser Leistungsdruck dort macht unsere Kinder doch kaputt!“

Ich könnte diese Liste unendlich fortsetzen. Aber eigentlich wollte ich auf ein ganz anderes Thema eingehen. Eine der größten Kontroversen im Momiversum: Der Krieg „Working-Mom“ vs. „Stay-at-home-Mom“

Es gibt viele Dinge, die auf die Entscheidung einer Mutter Einfluss nehmen, ob sie nach 6 Wochen/ 1 Jahr/ 3 Jahren oder nie wieder in den Beruf einsteigt – Betreuungsmöglichkeiten, finanzielle Umstände, Druck vom Chef, Karrierechancen, Moralvorstellungen oder persönliche Wünsche… Letztendlich kann jede Mutter nur für sich allein entscheiden, was für sie und ihre Familie der richtige Weg ist!
Dies könnte vielleicht sogar recht friedlich klappen, wenn nicht ein entscheidender Faktor dazukäme: das schlechte Gewissen.

Ich kenne keine Mutter, die kein schlechtes Gewissen hat. Die eine vielleicht mehr als die andere oder in anderer Hinsicht, aber wir haben es alle!
Ich glaube, für viele ist es z.B. ein großes Problem, dass sie innerlich verankert die Vorstellung haben, eine Mutter ist in erster Linie Mutter und nur noch für die Kinder da. Aber wir sind noch so viel mehr. Wir sind Individuen (!), Ehefrauen, Freundinnen, Schwestern, Töchter, Kolleginnen, Leseratten oder Fitnessfreaks, Kinogängerinnen oder Küchengöttinnen,usw…
Und jede dieser Rollen will und braucht Raum in unserem Leben, die eine mehr, die andere weniger. Aber alle verlangen nach Beachtung, mal lauter, mal leiser.

Wenn wir Mütter nun etwas für uns selbst tun, wie zum Beispiel arbeiten gehen, meldet sich zwangsläufig die Mutterrolle und piesackt uns mit schlechtem Gewissen. Sind wir hauptberuflich Mutter, meldet sich vielleicht die Karrierefrau in uns und schickt Unzufriedenheit in unser Unterbewusstsein. Und so konkurrieren auch die anderen Rollen in uns drin miteinander. Die Frage ist nur – wie viel Aufmerksamkeit schenken wir dem?

Aber zurück zum Thema Working-Mom vs. Stay-at-home-Mom:

Ich habe beides ausprobiert. Als die Traumtänzerin geboren wurde, ging ich nach exakt einem Jahr wieder arbeiten. 25 Stunden pro Woche war ich nun wieder berufstätig. Und ich habe es genossen, mal wieder „rauszukommen“, schicke Kleidung zu tragen statt die alten Pullover mit Milchspucke oder Babyrotz auf der Schulter. Mal wieder erwachsene Gespräche zu führen, statt immer nur „ja wo issie denn? DAAAA!“ Mal wieder in Ruhe mittag zu essen oder ohne Kind am Hosenbein aufs Klo zu gehen!
Dann kam das Lausdirndl und diesmal war ich mehr oder minder freiwillig 2 Jahre zu Hause. Und wenn ich es auf der einen Seite genossen habe, morgens keinen Zeitdruck zu haben, Exklusivzeit mit meiner Zweitgeborenen (die ja sonst eher knapp ausfällt) und keine Betreuungsprobleme bei kranken Kindern, war es nichts für mich. Mir fiel zu Hause einfach die Decke auf den Kopf! Ich stand kurz vorm Burn-out – und das ganz ohne Jobstress!

Ich bewundere beide – die Karrierefrau, die trotz Kindern einen anspruchsvollen Job hat, der sie ausfüllt und die es Tag für Tag managt, Job, Kinderzeit, Betreuung, Ehe und Haushalt unter einen Hut zu bekommen. Und ich bewundere die Mutter, die zu Hause bleibt, den ganzen Tag für Ihre Kinder da ist und den Haushalt schmeißt und dafür sehr oft eigene Bedürfnisse zurücksteckt und kaum oder keine Anerkennung bekommt!

Welche Wahl wir auch treffen, es ist immer eine individuelle Entscheidung und daher kann sich auch niemand das Recht herausnehmen, diese zu bewerten. Ich denke, in einem Punkt sind wir uns einig: wir alle lieben unsere Kinder und machen uns unsere Entscheidungen sicher niemals leicht.

Statt uns gegenseitig zu verurteilen wäre es viel schöner, uns gegenseitig zu unterstützen. Das Kind der Working Mom aus dem Kindergarten mit heimzunehmen, wenn sie im wichtigen Meeting feststeckt oder die Stay-at-home-Mom ins Kino einzuladen, damit sie mal rauskommt.

Ich finde „Leben und leben lassen“ ist ein wunderbares Lebensmotto, das würde ich mir gerade für uns Mütter wünschen.

Von Herzen, eure Mamamania
Herz_bunt

2 Kommentare

  1. Du sprichst mir aus dem Herzen!
    Danke!

    Wobei ich sagen muss, in den letzten Jahren finde ich, ist es echt besser geworden. Das Verständnis füreinander.
    Auch wenn da noch Luft nach oben ist!

  2. Oh ja, das Thema hatte ich auch schon öfters, irgendwie kotzt mich das so richtig an :) Gerade die Mütter, die eigentlich alle ähnliche Probleme haben und sich unterstützen sollten. Versteh ich einfach nicht… Musste übrigens lachen als du geschrieben hast „ja wo issie denn? DAAAA!“ das ist auch der Satz den ich am Öftesten fallenlasse *lol*

    Liebe Grüße, Janina