Mütter-Maßstäbe

Heute bin ich auf einen interessanten Blog gestoßen:
http://dasnuf.de/psychologie/frauen-und-manner-die-selber-machen/

Die Autorin schreibt mir hier aus der Seele! Und ich konnte nicht umhin, hier meinen persönlichen Senf dazu zu bloggen.
Versteht mich nicht falsch, ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Menschen, die Dinge selber machen. Jeder darf sich aus meiner Sicht nach Herzenslust kreativ betätigen, sei es mit Stricken, Nähen, Malen oder Klöppeln oder auch viel profaner und praktischer seine Möbel selber bauen, Hosen flicken, die komplette Wohnung in Wischtechnik und 7 verschiedenen Farben streichen oder sein Haus klinisch rein putzen. Ich schaue mir die Ergebnisse sogar gerne an! Und kann auch ganz ehrliche Bewunderung und Lob ausdrücken. Allerdings nicht immer. Was mich nämlich wirklich nervt ist, wenn (bleiben wir mal beim Beispiel) Mütter meinen, damit Maßstäbe setzen zu müssen und dadurch ein Bild erzeugen, dem kaum eine(r) gerecht werden kann. „Die perfekte Mutter macht alles selber und mit links.“
Beispiele gefällig?
Ich bin zu Besuch bei Mutti Blitzeblank, bei der man sprichwörtlich vom Fußboden essen kann und frage staunend: Wow, sieht das hier tiptop aus! Wie und vor allem wann machst du das nur?? Mutti Blitzeblank hat schließlich selber Kinder und auch wenn sie nicht wie ich arbeiten geht und daher vormittags Zeit zum ausgiebigen Räumen, Saugen, Feudeln und Wischen haben mag, so frage ich mich doch, wie sie das auch nach der Heimkehr des Nachwuchses so sauber hält! Wenn ich mir die Mühe mache und aufräume und putze (ok, so sauber und ordentlich wie bei Mutti Blitzeblank sieht es bei mir NIEMALS aus. Dazu bräuchte ich 2 Wochen Urlaub, einen Putztrupp und 1 mittelgroßen Bauschuttcontainer) versetzen meine Mädels den Haushalt binnen kürzester Zeit wieder in den Ausgangszustand. Mutti Blitzeblank aber wischt sich den imaginären letzten Staubkorn von der Schulter und lächelt nur „Ach das? Das ist doch nichts! Das mache ich gerne!“
Oder im Kindergarten. Mama Multitalent ist nicht nur aktives Mitglied im Elternbeirat, organisiert den Adventsbasar, für den sie mithilfe der anderen engagierten Elternbeirat-Mamas die zu verkaufenden Adventskränze freiwillig bastelt, ein Kochbuch mit den Lieblingsrezepten der Kinder gestaltet und drucken lässt (natürlich nicht ohne die örtlichen Geschäfte als Sponsoren zu gewinnen), sondern trägt sich auch noch als Erste in die Liste für den Verkauf ein und backt verschiedene Plätzchen aus besagtem Kochbuch als Kostprobe. Allerdings muss ich zugeben, dass besagte Mama Multitalent sehr nett ist, trotzdem weckt sie – wie all die anderen „Mama Perfects“ in mir das Gefühl der Unzulänglichkeit. Und das ärgert mich manchmal. Einerseits wegen der Mütter, die diese Dinge als Nichtigkeiten abtun, aber noch mehr, weil ich mich – bewusst oder unbewusst – daran messe.
Bei Elternabenden (die ich ohnehin schon nicht mag) mache ich mich wenn es ans Thema „Elternbeirat“ geht immer ganz klein und hoffe, dass mich niemand anspricht, so wie damals in der Schule, wenn die (vergessene) Hausaufgabe abgefragt wurde. Und an den Wochenenden oder Feierabenden kann ich mir ungefähr 127 schönere und wichtigere Dinge vorstellen, als Kränze zu binden (die noch nicht mal für mich sind) oder beim sehr seniorenlastigen Adventsbasar am Verkaufsstand zu stehen. Zum Beispiel mal wieder ausgiebig mit Freundinnen zu telefonieren, die Nägel zu lackieren oder eine Gesichtsmaske aufzulegen, mit meinem Mann richtig schön zu kochen oder einfach mal früh ins Bett zu gehen um dem seit 6 Jahren stetig anwachsenden Berg an Schlafdefizit entgegen zu wirken. Also trage ich mich „nur“ in die Kuchenliste ein und backe für besagte Events mithilfe meines Freundes „Dr. Fertigback“ einen schlichten Rührkuchen und hoffe, damit mein Soll erfüllt zu haben.
Meine freie Zeit neben Arbeit, Haushalt, Einkaufen, Kinderturnen und Fahrdiensten zu diversen Kinder-Terminen ist ohnehin schon mehr als knapp bemessen und mir schlichtweg zu schade um sie für Putz-Marathons, Kindergarten-Dienste oder augenscheinliche Kuchenback-Wettbewerbe zu verschwenden.
Manchmal mache aber auch ich Dinge sehr gerne selbst. Kreative Brotzeiten für meine Töchter herrichten zum Beispiel. Oder Wände neu streichen. Oder Loopschals selber nähen. Oder – wie momentan – eine Garderobe mit Playmobil-Männchen basteln (auch wenn ich für die Fertigstellung Wochen brauche!). Aber das tue ich dann für UNS. Damit WIR uns daran erfreuen können. Oft stelle ich die Ergebnisse dann auch auf meine Mamamania-Facebook-Seite. Weil ich mich selber so sehr darüber freue, und manchmal richtig stolz drauf bin. Und ich vieles einfach zu schade finde, um es ungesehen nach wenigen Minuten in Kinderbäuchen oder -zimmern verschwinden zu lassen. Und natürlich freue ich mich dann auch über „Gefällt-mir-Klicks“ – sozusagen als Fleißbildchen des Social-Network-Zeitalters. Wer möchte, darf gerne mal reinschauen:
http://www.facebook.com/pages/Mamamania/248069298644279?ref=hl

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