Andere Mütter, andere (Un-)Sitten

Die Entwicklung von Kindern läuft genau wie das Leben an sich wellenförmig ab und niemals geradlinig. Genau so verhält es sich auch mit der Erziehung. Manchmal ist es leicht, manchmal schwerer. Deshalb gibt es meiner Meinung auch kein Patentrezept für „richtige“ Erziehung. Ohnehin ist jedes Kind, jede Familie anders und geht mit augenscheinlich gleichen Situationen unterschiedlich um. Theoretisch klingt das ja sehr schön – leben und leben lassen, aber in der Praxis geht mir das manchmal gehörig auf die Nerven:

Im Kinderturnen vom Lausdirndl. Die Stunde ist noch keine 10 Minuten alt, da stiehlt sich eine Mama mit ihrem Sohnemann aus der turnenden Meute, setzt sich an den Rand, öffnet mit verschwörerischem Grinsen eine Tupperdose und lässt ihren Filius fröhlich Butterkekse mampfen! Mal ganz abgesehen davon, dass ich generell kein Freund vom ständigen Snacks-in-Kinder-stopfen bin – wenn wir essen, essen wir und wenn wir turnen, turnen wir. Die lieben Kleinen werden ja wohl mal eine Stunde ohne Nahrungszufuhr auskommen! So etwas geht mir aber noch aus einem anderen Grund gegen den Strich: ich sitze nämlich mit der Traumtänzerin direkt daneben und hatte sie vor wenigen Minuten mit Ihrem Wunsch nach Essen auf später vertröstet und gesagt, dass Essen in der Turnhalle nicht erlaubt ist. Was sie eigentlich auch akzeptiert hatte. Jetzt kommt besagte Mutti daher und bringt mich in Erklärungsnot.

Oder – zum Thema Konsequenz: wir sind bei einer anderen Familie zu Kaffee und Keksen eingeladen. Die Kinder schaufeln sich fröhlich die Süßwaren in den Mund. Einen natürlichen Stopp-Knopf haben Kinder da meiner Erfahrung nach nicht. Also greife ich irgendwann ein und sage, dass jetzt Schluss ist. Meine Kinder akzeptieren das in der Regel – zwar manchmal unter Maulen, aber immerhin. Und sollte eine von Ihnen gegen mein Veto erneut in die Keksdose greifen, würde ich ihr das Plätzchen definitiv wieder wegnehmen. So weit so gut. Jetzt kommen aber die Anderen ins Spiel. Die Gastgebermutter hatte sich meiner Ansage zum Süßigkeiten-Stopp angeschlossen. Gastgeber-Junior interessiert das aber herzlich wenig und schnappt sich den nächsten Keks. Und was macht die Mutter? Seufzt nur und lässt ihren Sprössling weiteressen. Und wieder stehe ich doof da. Ich kann ja nicht das andere Kind maßregeln oder die Keksdose wegräumen – schließlich sind wir zu Gast. Aber meine Kinder können das verständlicherweise nicht nachvollziehen und lamentieren: der/die xy isst aber auch noch einen Keks >:-(

Oder auf dem Spielplatz. Irgendein rotznasiger Kevin-Pascal oder eine vorlaute Lara-Justine schmeißen wie wild Steinchen durch die Gegend und die Mama steht daneben und sagt nichts. In solchen Situationen greife ich dann schon ein und bitte das Kind, aufzuhören, da dies gefährlich sein kann. Aber es ärgert mich. Muss ich jetzt schon Co-Erzieherin von anderen Kindern sein?

Meist fehlt mir der Mut, diese Dinge dann direkt anzusprechen. Und oft geht es mich ja streng genommen gar nichts an. Allerdings – das Unverständnis meiner Kinder ist dann wieder mein Problem.
In Anbetracht der Tatsache, dass ich noch einige Jahre Erziehungsarbeit vor mir habe, werde ich mich wohl an solche Situationen gewöhnen müssen. Und den Satz „die anderen Kinder dürfen das aber auch“ habe ich als Kind oft genug selber gesagt und den werden auch meine Ur-Enkel noch von ihren Kindern zu hören kriegen. Ich hoffe nur, dass ich es in Zukunft schaffe, in solchen Situationen entweder mutiger oder gelassener zu reagieren. Hier passt mein Lieblingsspruch mal wieder wie angegossen:

Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann.
Und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

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1 Kommentar

  1. Wir sind in solchen Situationen mit der Zeit total davon weggekommen, allgemeine Regeln aufstellen zu wollen. Dieser doofe „man“ der dieses und jenes tut oder nicht, ist sowieso nicht glaubwürdig denn es gibt immer jemanden, der das anders handhabt. Auch die Argumentation mit irgend welchen externen Regeln (wie im Beispiel in der Turnhalle) kann nach hinten losgehen, wir haben das ebenfalls schon selbst erlebt.
    Das einzige was bisher immer funktioniert hat ist: „unsere Spielregeln sind so und so“. Das sind dann unsere eigenen Spielregeln als Familie, die für alle Familienmitglieder gelten. Es kann aber sein, dass schon die Familie T. im Nachbarhaus andere Regeln hat.
    Damit sind wir fein aus jeder Diskussion raus: Bei uns gilt das und das. Punkt.