Piratenschiff oder Zickenzone?

Ich habe mir immer mindestens 1 Mädchen gewünscht. Jetzt habe ich 2. Und bin wirklich glücklich damit. Mädchen sind mir einfach leichter verständlich – schließlich war ich selber mal eins. Ich will damit gar nicht die Jungen schlechtmachen. Wirklich nicht! Es gibt sicherlich haufenweise liebenswerte Exemplare. Aber es gibt einfach so vieles, was mir an Jungs befremdlich erscheint – wahrscheinlich weil ich eben selber keiner war.
Jungs sind wild und laut. ICH BIN EIN PIRATENHAUPTMANN UND ICH ERSCHIESSE DICH!!!!!! brüllte es mir schon im Hausflur entgegen als ich einst eine Freundin – Mutter zweier Abkömmlinge des vermeintlich starken Geschlechtes besuchte. Ein freundlicher Empfang sieht anders aus. MÄDCHEN SIND DOOOOOF!!!!! schallt es mir im Kindergarten in ohrenbetäubender Lautstärke entgegen als ich meine Mädels abholen will. Fast im selben Moment prallen auch schon zwei Raufbolde gegen meine Beine und bringen mich beinahe zu Fall.
Woher kommt das? Warum sind Jungs so? Ist das evolutionsbedingt? Noch aus der Zeit, als die Steinzeitmänner und -männlein sich selber Mut zubrüllten auf dem Weg zur Säbelzahntigerjagd?
Hinzu kommt, dass ich als Mutter eine absolute Mimose bin. Allein die Vorstellung, dass ein anderer Mensch Löcher in die Ohren der Traumtänzerin schießt (bisher konnte ich noch erfolgreiche Anti-Ohrring-Überzeugungsarbeit leisten) treibt mir die Tränen in die Augen. Aber bedingt durch oben erwähnte Wildheit ist es unvermeidbar, dass Jungs-Mamas wesentlich häufiger Gast in der Notaufnahme sind als Mädchen-Mamas. Behaupte ich zumindest mal. Ich habe im Kindergarten und der Nachbarschaft schon einige der kleinen wilden Kerle mit Gipsarm oder -bein, fiesen Schrammen auf Gesicht und Körper oder blauen Flecken von der Größe eines Kleinwagens gesehen, jedoch noch kaum ein Mädchen. Die sehe ich immer nur mit Glitzerkrönchen, -spängchen und in einem Meer von rosa und pink. Und obwohl ich auch das nicht umwerfend schön finde sind mir rosa Kleider doch lieber als blaue Flecken.
Vom Lieblingsspielzeug der Buben, dass sich praktischerweise in ihrer Hose und somit immer in Reichweite befindet, möchte ich hier gar nicht sprechen…

Aber – um das Bild etwas gerader zu rücken – auch mit Mädels ist es nicht immer einfach. Das Klischee, dass Mädchen zickig sind kann und muss ich ehrlicherweise bestätigen. An unserer Haustür sollte ein Warnschild hängen: Achtung – Zickenzone!
„Nein!! Ich will das Tiessört nicht anziehen! Das ist häßlich!“ krakeelt das Lausdirndl noch vor dem Frühstück. „Nein! Ich will keine Gummistiefel! Ich will meine Prinzessinnenschuhe anziehen!“ macht sie klar und alle Argumente bezüglich Wetter, Matsch und nassen Füßen perlen von ihr ab wie Spülwasser von einer Teflon-Pfanne.
„ich hab heute Kuchen gegessen und du-hu ni-hicht!“ singt die Traumtänzerin nachmittags auf dem Heimweg. Woraufhin das Lausdirndl eine Flunsch zieht und ihre Schwester lautstark als „blöd“ tituliert. Als Retourkutsche packt sie sich am Nachmittag dann einen dicken schwarzen Filzstift und kritzelt ihrer großen Schwester mitten auf das liebevoll gemalte Blumenbild, was diese wiederum zu lautstarkem Wutgeheul animiert. Desweiteren haben wir hauen, kneifen, schubsen und büschelweise Haare ausreißen im alltäglichen Zicken-Repertoire. Und die Schreifrequenz vom Lausdirndl kann sich durchaus mit derjenigen ihrer männlichen Spielkameraden messen. Überhaupt, scheint sie mir oft einige Gemeinsamkeiten mit den kleinen Y-Chromosom-Trägern zu haben.

Mädchen oder Jungen – Nerven kosten sie uns Mütter alle, ebenso wie sie uns unbeschreiblich glücklich machen! Unterm Strich sind sie alle einfach kleine Persönlichkeiten!
Fazit: Mädchen sind keineswegs besser oder schlechter als Jungen. Nur anders. Und das ist auch gut so – schließlich werden aus ihnen mal Frauen und Männer! Und wer will schon einen Mann mit Glitzerkrönchen…

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