Das Schuh-Gen

Frauen lieben Schuhe. Das ist nicht nur ein Klischee, sondern eine Tatsache. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, es ist genetische Veranlagung. Wie ich zu dieser Vermutung komme, erkläre ich später.
Ich kenne persönlich keine Frau, die nicht gerne Schuhe shoppt. Vereinzelt hört man mal von Fällen, die tatsächlich kein Interesse an schicker Fußbekleidung haben, aber dieses modische Desinteresse bzw. dieser „genetische Defekt“ betrifft dann leider die komplette Körperbekleidung, die in diesen Fällen gerne mit „praktisch“ oder „bequem“ beschrieben wird und uns hier nicht weiter beschäftigen soll.

Die Geschmäcker der Frauen sind wie in jedem Bereich des Lebens auch beim Thema Schuhe natürlich verschieden und die Intensität der Schuh-Manie ist je nach Frau mal stärker und mal schwächer ausgeprägt. Aber die Leidenschaft für die Sache an sich haben (fast) alle.
Bevor ich Kinder hatte, habe ich fast ausschließlich Schuhe mit Absatz getragen. Und auch heute noch zieht es mich in jedem Schuhgeschäft zuerst mal zu den Highheels. Diese Schuhe sind einfach unheimlich schön, sexy und zeitlos stylisch. Sogar so sehr, dass jede Frau die mit dem Tragen dieser Mörderhacken verbundenen Schmerzen auf sich nimmt.
Mit schwerem Herzen und einem traurigen Seufzer lasse ich diese Kunstwerke der Fußbekleidung dann meistens stehen und gehe weiter zu den flacheren Schuhen. Hier schicke, sexy oder stylische Exemplare zu finden ist nicht ganz so einfach. Gott sei Dank gibt es aber einen Schuh-Gott, der auch an die Bedürfnisse von Müttern gedacht hat. Denn zwischen Birkenstock und XXL-Heels gibt es ja auch immer noch diverse Abstufungen. Manchmal überkommt mich aber auch die Unvernunft. Dann verlasse ich das Schuhgeschäft mit Highheels in der Tüte und einem seligen Grinsen auf dem Gesicht. Auch wenn ich nicht oft dazu komme, die trendy Treter zu tragen. Denn obwohl ich im Büro die Gelegenheit hätte, so fehlt mir dann doch die regelmäßige Übung um damit elegant und halbwegs schmerzfrei den Arbeitstag zu überstehen. Aber allein der Anblick in meinem Schuhschrank macht mich glücklich.

Auch meine Mädels lieben Schuhe. Das Lausdirndl hat schon mit ihren Taufschuhen gespielt (und diese ausführlich angesabbert) noch bevor sie krabbeln konnte. Da kann mir keiner erzählen, dass dies anerzogenes oder abgeschautes Verhalten ist – das MUSS einfach genetisch sein. Und vor einer Weile – als ich am späten Abend noch einmal nach meinen schlafenden Töchtern schauen wollte – entdeckte ich das Lausdirndl selig schlummernd in ihrem Bettchen mit ihren goldenen Lieblingsschuhen an den Füßen…
Sie weiß genau, welche Schuhe sie will und welche nicht. Da kann ich mit Engelszungen und blumigen Worten versuchen, ihr die niedlichen roten „Bullerbü-Lederschuhe“ schmackhaft zu machen – keine Chance!
Auch die Traumtänzerin hat ein Faible für Schuhe. Wenn ihr Geschmack auch oftmals deutlich von meinem abweicht. Mit rosa Blinkschuhen oder lilafarbenen Filly-Sneakern kann man bei mir wirklich keine Begeisterungsstürme hervorrufen. Aber die Traumtänzerin kriegt leuchtende Augen und ein seliges Grinsen im Gesicht. Wie kann ich da nein sagen? Erkenne ich doch deutlich dieselbe Leidenschaft wie bei mir.

Ich habe also das große Glück, für insgesamt 3 weibliche Wesen Schuhe kaufen zu dürfen. Die ersten Kinderschuhe, die ich kaufte, waren rosa-weiße Marken-Sneakers für die Traumtänzerin – da war sie noch in meinem Bauch. Getragen hat sie diese nie (Turnschuhe bei Kindern, die noch nicht einmal sitzen können sind irgendwie albern), aber sie sehen im Regal einfach unglaublich süß aus :-)
Und Kinder brauchen ständig neue Schuhe. Manchmal kommt es vor, dass die Turnschuhe vom Frühjahr – obwohl nicht knapp gekauft – im Herbst schon zu klein sind.
Während mein Mann seufzend und grummelnd die Brieftasche zückt, freue ich mich insgeheim immer, wenn die Mädels neue Schuhe brauchen. Bisher hat das Lausdirndl meistens in die Schuhe der Traumtänzerin gepasst, was meine Shopping-Freude einerseits etwas getrübt hat, andererseits natürlich wirklich praktisch ist. Aber mittlerweile neigt sich diese praktische Fügung dem Ende zu. Denn mit ihren bald 3 Jahren ist das Lausdirndl nun im Kindergarten-Alter, in dem auch schon die Traumtänzerin ihre Schuhe dermaßen exzessiv getragen hat, dass wir selbst bei gleichbleibender Fußgröße jede Saison neue Schuhe brauchten, weil die „alten“ mit Löchern, herabhängender Sohle und abgeschabter Farbe nicht mehr zu gebrauchen waren. So weit ist die Schuh-Leidenschaft in dem Alter noch nicht ausgeprägt, dass Kinder ihre Fußbekleidung schonen – und das ist auch gut so!

Heute war es mal wieder so weit – das Lausdirndl brauchte neue Treter. Kaum im Laden angekommen, zog sie noch vor dem Füße vermessen und – wie ich dachte – aus dem Regalfach mit der falschen Größe ein paar blaue Blinkturnschuhe. „Die will ich haben!“ verkündete sie und ihr Tonfall machte klar, dass sie nicht mit sich würde verhandeln lassen. Wie durch ein Wunder passten die Sneaker entgegen meiner Vermutung wie angegossen und wir zogen weiter zu Schuhgeschäft Nr.2 – Hausschuhe für den Kindergarten mussten her. Vor ein paar Tagen hatte ich in ebendiesem Laden ganz niedliche gesehen – und wer Erfahrung im Shoppen von Kinder-Hausschuhen hat weiß, dass das nicht leicht ist. Überall wimmelt es von Glitzerpuschen mit kitschigen Einhörnern oder Prinzessinnen darauf. Das Lausdirndl war leider ganz anderer Meinung. „Die sind häßlich!“ posaunte sie durch das Geschäft und zog stattdessen rosa-glitzernde Einhorn-Pantoffeln hervor. In Panik blickte ich mich im Laden um und entdeckte auf einem Kartonstapel Gott sei Dank noch ein relativ ansehnliches Paar (naja, gegen rosa-glitzer-Einhorn-Kitsch wirkt wohl fast alles ansehnlich). Diesmal ließ mich meine jahrelange Erfahrung im Marketing ausnahmsweise mal nicht im Stich und das Lausdirndl ließ sich überzeugen. Jetzt gab es nur ein Problem: die Traumtänzerin war traurig, weil sie – oh Wunder – noch in ihre Turnschuhe UND Hausschuhe vom Frühjahr passte (auch wenn sie mir durch diverse AUAs und OHs und „Mama, die sind soooo eng“-Ausrufe etwas anderes weismachen wollte) und keine neuen Schuhe brauchte. Aber ich hatte ihr als Trost neue Turnschläppchen versprochen. Leider gab es weder in Schuhgeschäft Nr. 1 noch im zweiten Laden Traumtänzerin-kompatible Turnschlappen. Also weiter zu Nr.3 Und – danke Kinderschuh-Gott – hier gab es den absoluten Traumtänzerinnen-Schläppchen-Traum. Sie konnte sich kaum zwischen silber, gold und rosa entscheiden, aber schließlich machten die goldenen das Rennen und wir kamen alle 3 zufrieden und Schuh-glückselig nach Hause. Lediglich bei meinem Mann hielten sich die Glücksgefühle angesichts der Rechnung in Grenzen. Aber das sehe ich ihm nach – schließlich hat er nicht das Schuh-Gen!

Schuhschlaf

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