Tick Tack…

Ich muss hier mal ein Geständnis machen. Ich bin eine Pünktlichkeitsfanatikerin. Ich HASSE es, irgendwo zu spät zu kommen. Ist das nun eine Tugend oder ein Problem? Im Job ist Pünktlichkeit nicht nur tugendhaft sondern eigentlich selbstverständlich. Aber im Privaten? Ist es wirklich so wichtig, zu Verabredungen lieber 15 Minuten zu früh, als 5 Minuten zu spät zu kommen? Ich habe in meinem Leben immer mal wieder mit Leuten zu tun die chronische Zuspätkommer sind. Das hat mich immer geärgert. Irgendwann habe ich mich dann zwangsläufig damit abgefunden, denn man kann andere Menschen ja bekanntlich nicht ändern. Wenn es mir wichtig ist, dass diese Leute pünktlich kommen, nenne ich Ihnen jetzt einfach eine frühere Zeit 😉
Für mich hat Pünktlichkeit etwas mit Verlässlichkeit und Respekt zu tun. Das mag jeder sehen wie er will, vielleicht bedeutet es ja für andere Menschen spießigen Gesellschaftszwang oder ähnliches.

Als berufstätige Mutter stellt mich diese Eigenheit nun vor gewaltige Herausforderungen. Denn um immer und überall pünktlich zu sein, muss ich mich manchmal fast zerreißen. Ich werde dann hektisch, schlecht gelaunt, und gehe meinem Umfeld und mir selbst damit oft auf die Nerven. Da frage ich mich – ist es das wert? Nur um pünktlich zu sein, was meinem Gegenüber im Gegensatz zu mir vielleicht gar nicht wichtig ist? Und wie komme ich aus dieser Misere raus?

Ich hatte ja schon einmal geschrieben, dass nicht nur unsere Kinder von uns lernen, sondern wir auch sehr viel von ihnen lernen können, wenn wir offen dafür sind. Vielleicht lässt sich das ja auch auf meinen Pünktlichkeits-Spleen anwenden?
Klar kann man argumentieren, dass Kinder im Kindergartenalter noch gar keine Uhrzeiten kennen und das daher gar nicht einschätzen können. Aber vielleicht ist gerade das der Punkt? Vielleicht sollte ich öfter versuchen, mein Leben nach meinem Gefühl oder meinen Bedürfnissen oder derjenigen der Mädels zu richten und eben nicht nach gesellschaftlichen Maßstäben oder Erwartungen.

Meine Kinder sind in diesem Fall sehr gute Trainer. Die Traumtänzerin zur Eile anzutreiben bedeutet gegen Windmühlen zu kämpfen. Ihr Spitzname kommt schließlich nicht von Ungefähr. Sie morgens zum Anziehen zu bewegen kostet viel Zeit, sehr viel Geduld und noch mehr Worte (die ich mir vermutlich sparen könnte, denn schneller geht es dadurch auch nicht…)
Beim Lausdirndl ist es nicht Träumerei, die mich gegen Mauern rennen lässt, sondern ihr starker Wille. Wenn sie noch sämtliche Puppen anziehen oder die Kuscheltiere zudecken will statt schnell in Jacke und Schuhe zu schlüpfen, habe ich keine Chance. Das Ganze mittels Körperkraft durchsetzen zu wollen (Lausdirndl schnappen und anziehen), hat eher den gegenteiligen Effekt. Dann brüllt, schreit und tritt sie um sich und wir kommen noch später los.

Also übe ich. Mal wieder. Loszulassen. Gelassen zu bleiben. Zu entschleunigen. Nicht so sehr danach zu handeln, was andere von mir erwarten. Oder was ICH von mir erwarte. Sondern was ich BRAUCHE. Und meine Mädels. Zeit weniger als Terminmaß sondern als Qualitätszeit zu sehen. Denn Zeit kann durchaus auch positiv sein – wenn man sie sich nimmt.

1 Kommentar

  1. Mein Mann ist ebenso wie du ein Pünktlichkeitsfanatiker.Ich war es nicht als ich ihn kennenlernte vor 12 Jahren.Ich hab nicht viel von ihm gelernt,aber das schon.Mittlerweile bin ich total genervt,wenn in meinem Umfeld jemand unpünkzlich ist.So können sich die Zeiten ändern:) Entschleunigen kann man ja trotzdem indem man Termine reduziert,jedenfalls machen wir es so.

    LG Xeniana