Warum ich meine Kinder lobe

Neulich las ich diesen Tweet:

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Hier der Link zum Artikel (das Einbetten des Tweets funktioniert hier leider nicht)

In dem empfohlenen Link ging es um das „richtige“ Maß an Lob in der Kindererziehung bzw warum zu viel loben nicht gut ist.
Später wurde auch noch dieser Link zur Untermauerung der These ins Spiel gebracht.

Ich sehe das Thema anders. Grundsätzlich erziehen mein Mann und ich unsere Kinder nach Intuition, Gewissen, Beobachtung & Erfahrung. Wir sprechen viel miteinander und ziehen an einem Strang. Hin und wieder hole ich mir auch Ratschläge oder tausche mich aus mit erfahrenen, befreundeten oder verwanden Eltern, deren Erziehung, Lebensführung oder auch schlicht entspannte Haltung mir gefallen. Denn ein Blick von außen ist gerade bei festgefahrenen Mustern oder emotionalen Situationen oft Gold wert.

Wir lesen keine Erziehungsratgeber. Weder von Frau Kast-Zahn noch von Herrn Juul oder alles dazwischen. Und wir erziehen erst Recht nicht nach Forschungsergebnissen und daraus resultierenden Thesen.
Mein Eindruck, dass es zu jeder Forschung auch immer eine Gegenuntersuchung gibt habe ich ja bereits desöfteren erwähnt.
Und dass gerade beim Aufziehen von Kindern – einer der natürlichsten Sachen der Welt – so viel auf den Kopf und so wenig auf den Bauch gehört wird, erscheint mir paradox.

Wobei ich Erziehungsratgeber gar nicht verteufeln will. Sie sind nur eben nichts für mich. Aber andere Eltern erziehen eben anders, sind vielleicht nicht so intuitive Menschen oder holen sich einfach gerne Inspiration in ihnen. Und das finde ich auch völlig in Ordnung.

Meiner Meinung nach ist Erziehung etwas sehr individuelles. Wir alle – Eltern wie Kinder – sind verschieden. Sogar meine beiden Töchter sind so unterschiedlich, dass ich in vielen Situationen nicht Schema F für beide ansetzen kann. Und andere Kinder sind wieder anders. Wie also könnte es überhaupt die „richtige“ Erziehungsmethode geben?

Dass ich hier nicht von Grundsätzlichem spreche wie zum Beispiel Schlägen oder psychischer Gewalt als Druckmittel (das kann NIEMALS richtig sein!) oder dass wir mit unserer Erziehung alle das Beste für unsere Kinder wollen, möchte ich hier nochmals betonen.

Es ging mir um solche konkreten Beispiele wie eben das eingangs erwähnte „richtige Maß an Lob“ und warum ich das anders sehe.
In einem der verlinkten Artikel stehen Headlines wie „Leistung steigern durch Lob“ oder „falsches Lob hat Folgen“ und wenn ich so etwas lese, kriege ich Ausschlag. Darum geht es also bei diesem richtigen Maß? Um aus unseren Kindern möglich leistungsstarke Menschen zu machen und nicht (durch zu viel Lob) narzisstische Unsympathen?

Für mich ist Lob als Erziehungsmittel tausendmal besser als Kritik. Z.B. wenn ich meinen Kindern immer nur sage, wie unordentlich ihr Zimmer ist, mag das zwar stimmen, ist aber nur mit Negativem behaftet und bringt Frust – für alle Beteiligten. Und kann im Extremfall sogar Versagensgefühle hervorrufen bei einem sensiblen oder unsicheren Kind. Lieber lobe ich meine Töchter für aufgeräumte Bereiche – und sei es nur die Playmobilecke. Denn das bestärkt, macht Stolz und hinterlässt ein positives Gefühl. Und motiviert im besten Fall das Kind weiterzumachen. Manchmal räumen sie von ganz alleine auf, ohne dass ich etwas sage. Dann rufen Sie mich hoch um mir die „Überraschung“ zu zeigen und der Stolz und die Freude in ihren Gesichtern spricht Bände.

Auch wenn ich die beiden für vermeintliche Selbstverständlichkeiten lobe – z.B. dass sie ohne Murren die Meerschweinchen gefüttert, die Schuhe in den Schrank geräumt oder die Zähne geputzt habe – kann ich sehen, wie sie sich freuen. Gerade das Lausdirndl, das einen sehr starken Willen hat, räumt so viel eher auf als wenn ich dies einfach nur „anordnen“ oder über das Chaos schimpfen würde (was natürlich auch manchmal vorkommt – ich bin ja auch nur ein Mensch ;))

Natürlich lobe ich nicht den ganzen Tag und alles. Aber vieles. Denn manches, was uns Erwachsenen nichtig erscheinen mag, hat die Kinder viel Mühe gekostet oder sie sind gerade besonders stolz auf das Ergebnis – egal ob das der Sandkuchen ist oder das 47. Pferdebild.
Ich möchte meine Kinder nicht nach meinen Maßstäben von „Gut“ oder „Richtig“ formen, sondern sie in ihren eigenen Persönlichkeiten bestärken. Das ist keine leichte Aufgabe, aber ich bemühe mich. Und dazu gehört es, sie zu loben für Dinge, auf die sie stolz sind und die sie selber gut finden.

Und just als ich diese Zeilen tippe kommt das Lausdirndl runter. Sie trägt noch ihre knallgelbe Schlafanzughose, darüber ein pinkes Tutu und on Top einen buntgeringelten Bademantel. Kombiniert mit neongrünen Socken, hellblauen Glitzerschuhen und einem lila-roten Flechtkranz auf dem Kopf. „Mama, hab ich mich schön verkleidet?“ fragt sie und strahlt übers ganze Gesicht. „Oh ja, sehr schön!“ antworte ich und sie dreht sich lachend im Kreis. „Sogar mit dem Geburtstagskranz, guck!“ sagt sie und ich erwidere „Wow, toll! Wo hast du den denn gefunden?“ und sie hüpft lachend davon. Wird sie darum jetzt eingebildet werden? Ich weiß es nicht. Aber ich kann es mir nicht vorstellen.

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Source: Mamamania

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