Wasser marsch!

Ich gebe es zu: ich war schon immer ein emotionaler Mensch. Als Kind habe ich schluchzend um Littlefoots Mama „in einem Land vor unserer Zeit“ getrauert. Als Teenager beim Club der toten Dichter während der legendären „Oh Captain mein Captain“ Schlussszene Unmengen von Taschentücher verschnieft und bei diversen Hochzeiten und tränenreichen Familienzusammenführungen bei Kai Pflaume so einige Tränen der Rührung verdrückt.
Aber seitdem ich Kinder habe – schon ab dem Moment, in dem ich diesen winzigen dunklen Fleck zum ersten Mal auf dem Ultraschallmonitor zu sehen bekam, habe ich noch näher am Wasser gebaut!
Der schlimmste Tränen-Motor sind definitiv die Hormone während der Schwangerschaft. Es ist mir peinlich, das zuzugeben, aber ja – ich habe in den letzten Wochen vor der Geburt tatsächlich Schnulleralarm geguckt. Und vor Rührung Bäche an Tränen vergossen. Wenn ein Baby im Fernsehen zu sehen war (und zwar egal ob Menschen- oder Tierkind) musste mein Mann sofort umschalten, wenn er nicht den Rest des Abends neben einer schluchzenden Kugel verbringen wollte.
Ich weiß, ich bin nicht alleine damit. Ich kenne andere Mamas, die konnten in der Schwangerschaft über angebrannten Reis Rotz und Wasser heulen oder nach einem Zeitungsbericht über ein Giraffenkind, das im Zoo nach seiner Mama gerufen hat, tagelang in Tränen aufgelöst vor sich hin schluchzen.
Und so ging es auch nach der Schwangerschaft weiter: Tränen des Glücks, als ich meine Kinder das erste Mal im Arm hielt, Tränen ohne Grund beim legendären Baby-Blues, Tränen als Ventil, wenn ich dachte vor lauter Liebe zu diesen kleinen Wunderwerken zu platzen, Tränen der Sorge, als mein wenige Wochen altes Baby hohes Fieber hatte, Tränen der Erschöpfung, wenn eins der Kleinen mal wieder nächtelang durchgeschrien hatte… Der Strom der Tränen scheint nicht abzureißen!
Auch heute noch, lange nach den Hormonen kann ich keinen Film schauen und kein Buch lesen, in dem es einem Kind schlecht geht. Ich fühle mich dann sofort hineinversetzt in diese hilflosen kleinen Wesen oder deren Eltern. Irgendwie scheint es unmöglich, diese Dinge mit Distanz und kühlem Kopf zu betrachten. Wenn es um Kinder geht, gibt es keine Objektivität, zumindest nicht bei mir. Einmal Mama, kommt man aus diesem Karussell der Gefühle nicht mehr raus.
Aber – um das Bild wieder gerade zu rücken (der Blog scheint mir gefährlich nah Richtung Wasser zu kippen): Ich habe auch seit meiner Kindheit nicht mehr so viel gelacht, wie durch und mit meinen Kindern. Man kann fast sagen, auf jede Träne kommt mindestens ein herzlicher Lacher! Und so gleicht sich am Ende doch alles wieder aus.

1 Kommentar

  1. Ich habe mit diesem von Dir beschiebenen Phänomen hin und wieder auch schon Bekanntschaft machen müssen. Vor allem Filme die mir vor meiner Zeit als Mama als Einschlafhilfe gedient haben, verursachen mir heute Albträume.
    Also Finger weg von „Shutter Island“ und „changeling“!