Trotzt dem Trotz!

Es ist ja nicht so als würde man nicht vorgewarnt. Nicht nur die Werbeindustrie greift gerne das vermeintliche Klischee von schreienden, tobenden Kleinkindern auf Supermarktfußböden auf. Man kann sie manchmal sogar live erleben. Die Mütter stehen daneben, emotional irgendwo zwischen total gelassen und mit hochrotem Gesicht den Tränen nahe. Aber dass es mich mal selber treffen könnte – diesen Gedanken habe ich immer weit von mir geschoben. Überhaupt hatte ich, bevor ich selber Kinder bekam, so einige schlaue Ideale im Kopf, was ich alles anders/besser/vorbildlich machen würde wenn ich einmal in diversen Situationen wäre. Da bin ich aber sauber eines Besseren belehrt worden! Einen größeren Unterschied zwischen Theorie und Praxis habe ich sonst nirgends erlebt. Auch ich bin manchmal heilfroh, dass es Gummibärchen, Schnuller oder Kinder-DVDs zu Bestechungs- und Beruhigungszwecken gibt! Aber bei oben erwähnten Trotzanfällen helfen leider meistens auch diese pädagogisch fragwürdigen Tricks nicht.
Ich sehe das in etwa so: Das erste Kind ist sozusagen das erzieherische Übungskind. Alles ist neu, man ist wesentlich unsicherer, ängstlicher und gegenüber dem Strom an „guten Ratschlägen“, der von allen Seiten auf einen einprasselt, noch einigermaßen aufgeschlossen. Spätestens ab dem zweiten Kind gibt man sich seine Ratschläge lieber selber. Und die basieren auf einem viel greifbareren und praktischeren Fundament: der eigenen Erfahrung!
Was aber nun die Trotzanfälle angeht, so war die Traumtänzerin eine absolut unzureichende Schulung für die Zukunft. Denn ihre Wutanfälle (während der gesamten Trotzphase!) kann ich an einer Hand abzählen. Auf solche Zahlen kommt das Lausdirndl in „guten“ Zeiten an einem einzigen Tag! Und ließ sich die Traumtänzerin noch mit Schnuller oder Gummibärchen meist schnell beruhigen, so funktioniert beim Lausdirndl rein gar nichts. Nada. Niente. Sie schreit mit einer Innbrunst, dass selbst die liebenswerteste Omi, die sich mit tröstenden Worten zu nähern „wagt“ ob dieser Lautstärke verschreckt zurückzuckt.
Das einzig Gute an der Tatsache, dass ich schon ein „Übungskind“ hatte ist meine Gelassenheit. Hätte die Traumtänzerin mit derartigen Schreianfällen aufgewartet, die gut und gerne einen dreistelligen Dezibelwert erreichen und locker auch mal eine halbe Stunde andauern können – ich hätte womöglich das Thema Einzelkind mit mehr Interesse betrachtet.
Ein weiterer Punkt, der erschwerend hinzukommt, ist die mangelnde Logik bei Kindern. Egal ob es ums Schlafen, Essen oder In-Rage-schreien geht, ich werde wohl nie dahinter kommen, welche Faktoren sich in welche Richtung auswirken. Manchmal steigt das Lausdirndl zum Beispiel freiwillig aus der Badewanne, an anderen Tagen gerät sie über das Ende der Planscherei dermaßen in Rage, dass es unmöglich ist, sie anzuziehen. So wälzt sie sich dann schreiend, unbekleidet und tropfnass auf dem Teppich, sodass sie binnen kürzester Zeit zur lebenden Fusselrolle mutiert und man sie eigentlich gleich wieder in die Wanne befördern müsste.
Das einzige, was dann hilft ist Geduld, Gelassenheit und Ruhe. Zu Trainingszwecken dieser quasi überlebenswichtigen (zumindest für die Nerven) Tugenden kann ich jedem Yoga empfehlen. Ob man dies für eine generelle Grundgelassenheit praktiziert oder gar bis zum Ende der Schreierei Atemübungen macht, stumm Mantren in sich hinein singt oder im Geiste den Sonnengruß durchexerziert – schaden kann es auf keinen Fall! In diesem Sinne – Ommmmmmmm!

1 Kommentar

  1. Unsere Kinder müssen verwandt sein! Bei Dir zu lesen heisst: Bauchmuskeln trainieren! :-))
    Liebe Grüße