Weihnachtsgedanken

Schneekugel

Es ist ein wenig still geworden im Blog in der letzten Zeit. Das hat viele Gründe. Allen voran schlicht Stress. Wer den Begriff „staade Zeit“ erfunden hat, dem möchte ich gerne mal laut ins Gesicht lachen. Als Kind habe ich den Advent geliebt – die Vorfreude, das Kribbeln und diesen ganz besonderen Zauber gespürt. Das ist als Erwachsene leider nicht mehr so. Im Job müssen noch viele Projekte abgeschlossen werden, Weihnachtsfeiern von Büro, Kindergarten und Schule besucht, Nikolaussocken und Geschenkegelder an dieselben Einrichtungen verteilt werden, die Traumtänzerin musste ein Referat vorbereiten und einige Proben schreiben und on Top dann noch der Geschenkestress.

Und gerade dieser macht mir dieses Jahr besonders zu schaffen. Nicht, weil ich keine Zeit oder Lust hätte, mich ins Gewühl zu stürzen. Sondern weil ich es schlicht nicht ertragen kann. Besonders dieses Jahr trifft mich das soziale Ungleichgewicht mit voller Wucht. Mit den Bildern von Flüchtlingen vor Augen, die nichts haben außer ihr Leben und ein wenig gespendeter Kleidung. Die schlimmstes erlebt haben, Familienmitglieder verloren, in zugigen Turnhallen oder gar unter freiem Himmel schlafen müssen, bei winterlichen Temperaturen, oft noch beschimpft, verachtet, körperlich angegriffen. Und dann blicke ich in die Kaufhäuser, bis obenhin vollgestopft mit nutzlosem Schrott. Die Menschen mit riesigen Tüten vollgepackt mit ebenjenem. Ehrlich – ich kann es nicht aushalten.

Unsere Kinder bekommen dieses Jahr zu Weihnachten daher nicht das dreihundertste Playmobilteil oder ähnliches. Natürlich will ich meinen Töchtern nicht das Weihnachtsfest trüben. Selbstverständlich sollen sie etwas unter dem Baum haben, das sie auspacken und über das sie sich freuen können. Weihnachtszauber unbeschwert erleben, so wie ich früher. Aber ich möchte sie nicht weiter mit Überfluss überschütten. Vor allem nicht drölfzig Geschenke für jede, sondern wenige, dafür echte Herzenswünsche erfüllen. Wie sollten sie sonst ein Bewusstsein dafür entwickeln? Also haben wir uns entschieden, ihnen möglichst nützliche Geschenke zu machen. Zu unserem Glück haben beide als Herzenswunsch etwas (relativ) Nützliches. Die Traumtänzerin wünscht sich sehnlichst einen iPod, das Lausdirndl einen Fotoapparat. Das sollen sie bekommen. Dazu jede ein kleines Stofftier und gemeinsam ein Spiel. Auch zum Geburtstag vom Lausdirndl Anfang Dezember haben wir es bereits so gehandhabt. Das Lausdirndl bekam von uns sehr wenig zum Spielen (nur 2 Kleinigkeiten, 1 Puzzlekoffer und eine kleine Mia and Me Figur), sondern einen Schreibtisch mit Schreibtischstuhl, da sie ja nächstes Jahr in die Schule kommt und ohnehin bräuchte. Von der einen Oma gab es eine Schreibtischlampe dazu, von den anderen Großeltern besonders schöne Filzstifte, die sie sich schon lange wünscht. Sie hat sich riesig darüber gefreut und malt seitdem jeden Tag glücklich an ihrem Schreibtisch.

In unserer Familie wichteln wir unter den Erwachsenen bereits seit vielen Jahren. Weil wir es schon immer doof fanden, für so viele Leute irgendwelche Kleinigkeiten zusammenzukaufen. Oft aus Verlegenheit einen Gutschein, weil wir keine Zeit oder keine passende Idee hatten. Jetzt hat jeder nur 1 Person, für die er ein Geschenk besorgt. So hat jeder Erwachsene 1 Päckchen unter dem Baum, mit Bedacht ausgewählt. Vielleicht noch ein zweites vom jeweiligen Partner. That’s it. Ich finde es wunderbar.

Toleranz, Mitgefühl und das Bewusstsein, wie gut es uns geht. Und Dankbarkeit. Das würde ich mir dieses Jahr von den Menschen wünschen. Es muss keiner traurig unter dem Baum sitzen oder auf Freude oder auch Geschenke verzichten. Aber ich finde, wir sollten uns stets bewusst sein, wie viel Glück wir haben, weil es uns so gut geht.

Das alles sind Gedanken und Gefühle, die mich dieses Jahr besonders beschäftigen. Wer den Blog Familienbetrieb kennt und verfolgt, hat vielleicht aktuell dort den musikalischen Adventskalender gesehen. Jeden Tag stellt ein/e andere/r Gastautor/in sein oder ihr Lieblings-Weihnachtslied vor. Ich zeige euch heute hier mal meins. Es gibt einige Lieder, die ich sehr gerne mag. Aber eins davon ist gerade in diesem Jahr wieder besonders aktuell. Wie auch schon 1984, aus dem Jahr es stammt, und viele, viele Jahre davor und danach. Es fasst eigentlich genau diese Gedanken zusammen.

…And in our world of plenty, we can spread a smile of joy
Throw your arms around the world at Christmas time

 

But say a prayer to pray for the other ones
At Christmas time, it’s hard, but when you’re having fun
There’s a world outside your window
And it’s a world of dread and fear
Where the only water flowing is the bitter sting of tears
And the Christmas bells that ring there
Are the clanging chimes of doom
Well, tonight, thank God it’s them instead of you

Ich finde diese Gedanken sehr wichtig. Auch – oder besonders – zur Weihnachtszeit.

Daher möchte ich mit diesem Lied abschließen und wünsche euch trotz allem von Herzen eine zauberhafte Weihnachtszeit!

2 Kommentare

  1. Wie Recht Du mit Deinen Worten hast.
    Lustig, daß hier die gleichen Wünsche auf dem zettel stehen: Fotoapparat und Mp3-Player. Ansonsten gibt es Spiele für alle (die haben wir in super Zustand von Freunden bekommen). Nur die Mittlere bekommt etwas „Großes“, Ein Gemeinschaftsgeschenk von allen: ein Schlagzeug, das sie sich schon seit Jahren wünscht.
    Das Geld, was wir heuer beim Adventskalender eingespart haben geht an Blogger für Flüchtlinge.
    Es ist nicht schwierig den Kindern klar zu machen, daß übermäßiger Konsum nicht glücklich macht und anderen auch schaden kann (z.B. Billigklamotten), vielmehr sind es (nach meinen Beobachtungen) die Erwachsenen, die sich über die Dinge, die sie sich „leisten“ können definieren: Mein Auto, mein Haus, mein ausstaffiertes Kind.

    Ich wünsche Dir doch noch ein paar besinnliche Tage!
    Liebe Grüße
    Susanne

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