Von Glückshormonen und Gummibärchen

Ich liebe Shopping in allen Varianten! Das gemütliche Schlendern durch Supermarkt-Regalreihen, Obst-Testen auf dem Wochenmarkt oder natürlich das ausgiebige Stöbern in Schuh- und Klamottenläden versetzen meine Glückshormone in Aufregung. Wenn ich – und hier kommt die Schwierigkeit – ALLEINE gehen darf. Leider lieben meine Töchter das Einkaufen aber ebenso wie ich. Sind sie auch sonst quasi taub, wenn ich sie zum Aufräumen, Zähneputzen oder Anziehen auffordere, so kann schon ein leise zu meinem Mann geflüstertes “Ich gehe in den Supermarkt” zu einer auditiven Spontanheilung führen.
Einkaufen mit zwei kleinen Kindern hat allerdings den gegenteiligen Effekt auf meine Biochemie. Die Glückshormone verkriechen sich und machen sich ganz klein, während die Stresshormone sich zu voller Größe aufplustern und ihren Glücks-Konkurrenten im Vorbeirauschen eine Lange Nase ziehen.
Während das Lausdirndl schon beim Betreten des Supermarktes verkündet “Ich will eine Ssseibe Wurst!!!”, in einer Lautstärke, dass es auch der Azubi im hintersten Lager mitbekommt, hüllt sie sich ansonsten in Schweigen und schnappt sich die Objekte ihrer Begierde einfach ungefragt und steckt sie sich wahlweise in den Mund oder in die Tasche.
Die Traumtänzerin hingegen verfällt während eines Einkaufs in eine Art Dauerrede: Mama, darf ich dies, Mama, ich will das, Mama, ich will dir NUR kurz was zeigen, Mama, kaufst du uns eins davon?
Neben dauerhaftem NEIN sagen, Gummibärchen aus Lausdirndl-Händen oder -Mündern klauben und darauf folgenden Wutanfällen abmildern ist es ein Wunder, wenn ich dabei nicht die Hälfte der benötigten Lebensmittel vergesse.
Ein einfacher Einkauf wird so zum Spießrutenlauf zwischen Smarties-Joghurts, Gummibärchen und Lillifee-Zeitschriften und gipfelt an den Kassen, wo bekanntlich Süßigkeiten in Hülle und Fülle mit und ohne Spielzeug in Augen- und Handhöhe der Kinder aufgereiht sind.
Wenn allerdings mein Mann den Einkauf mit den Kindern übernimmt, kommen sie in der Regel mit Smarties-Joghurts, Gummibärchen UND Lillifee-Zeitschrift heim. Und ER hat nicht nur alle Dinge von der Liste besorgt, sondern auch einen glücklichen und entspannten Gesichtsausdruck! Die Supernanny würde wahrscheinlich vorwurfsvoll ihren pädagogisch geschulten Kopf schütteln, aber ich nenne das eine klassische Win-Win-Situation: mein Mann ist entspannt, ich freue mich über einen kompletten Kühlschrankinhalt und die Mädels? Die bekleckern mit gummibärchenbreitem Grinsen ihre neue Zeitschrift mit Smarties-Joghurt.

Guten Morgen?

Ach, wie waren sie doch schön, die Tage damals vor gefühlten hundert Jahren. Als man morgens noch gemütlich 3 mal die Snooze-Taste am Wecker drücken konnte, schweigend und in Ruhe frühstücken durfte und in Ruhe und trotzdem pünktlich in die Arbeit kam. Von den Wochenenden mit ausschlafen und gemütlichem Frühstück mal ganz zu schweigen…
Heute sieht ein typischer Morgen bei uns so aus:
Der Tag beginnt um 5.40 Uhr – leider lässt sich unser 2-jähriger Lebend-Wecker nicht durch leichten, schlaftrunkenen Druck auf den Kopf snoozen. Sie hat auch nur 2 Weckmelodien, die per Zufallsprinzip entweder MAMAAAAA!!! Oder PAPAAAA!!! durchs Babyfon kreischen. Also raus aus den Federn und das Lausdirndl zu uns ins Schlafzimmer holen und wider besseren Wissens hoffen, dass sie noch ein Stündchen mit uns schlummert. Leider variiert ihr bevorzugtes Morgenprogramm zwischen folgenden Optionen:
1. allein aufstehen und Unsinn anstellen – wie ihre Puppe mit der zähen, weißen Wundsalbe von Kopf bis Fuß einschmieren, in der Kinderküche Kaffee für uns kochen (was durchaus niedlich sein könnte, würde sie nicht darauf bestehen, mit echtem Wasser zu kochen und dabei nicht nur den Weg vom Gäste-WC bis zum Wohnzimmer zu überfluten, sondern darüber hinaus noch das Wasser laufen zu lassen, es könnte ja sein, dass man noch mehr braucht!) oder CDs ins Kassettenfach des Kinder-Recorders zu stopfen um Musik zu hören. Oder
2. Morgengymnastik. In unserem Bett. Mit Karacho. Sanft existiert im Wortschatz meiner Jüngsten nicht. Also über das seitliche Gitter klettern und möglichst auf Papas Bauch springen oder „Fahradfahren“ mit den Füßen, wobei meine Rippen als Pedale dienen.
Irgendwann kommt dann unsere Große dazu. Die ist im Gegensatz zu ihrer Schwester ein eher sanftes Wesen. Eine Traumtänzerin. Momentan mitten in der rosa Phase, mit allem drum und dran. Feen, Einhörner, diese potthäßlichen Filly-Pferde, Katzenbabies, Glitzer und Schleifen. Ich könnte mich kaputtlachen, wenn mein 1,93 großer Mann zum Lillifee-Spielen verdonnert wird, wobei er selbstverständlich die Rolle des Einhorns Rosalie übernehmen muss.
Aber das Zicken-Gen haben sie alle beide. So beginnen sie dann noch in unserem Bett und lange vor der Zeit, zu der wir damals zum 1. Mal die Snooze-Taste gedrückt haben zu streiten. Eine von beiden fängt immer an, die andere als blöd zu titulieren, darauf ist Verlass. Ich habe meinen Mann in den 7 Jahren, bevor die Kinder kamen nicht einmal richtig wütend erlebt. Umso faszinierender ist es mit anzusehen, wie unsere Mädels das heute noch vor dem Frühstück fertigbringen. Jaja, der Arme hat es nicht leicht mit 3 Weibern. Aber genug Mitleid.
Bis die beiden endlich im Kindergarten sind haben wir in der Regel 17 Streits geschlichtet, 2 verschüttete Gläser Wasser aufgewischt, 3 Honigbrote geschmiert und wieder vom Boden gekratzt (das Klischee mit der Marmeladenseite nach unten funktioniert auch wunderbar mit Honigbroten!), 2 mittelschwere Wutanfälle vom Lausdirndl durchgestanden, Kasperletheater mit der Zahnbürste und den Gummistiefeln gespielt (sonst werden die ja aus Prinzip verweigert) und auf der Suche nach dem rosa Lieblings-Glitzer-Haargummi der Traumtänzerin 2,7 Kilometer durch unser Haus durchlaufen. Wenn sich die Tür vom Kindergarten hinter uns schließt, sind wir naßgeschwitzt, viel zu spät dran und so erschöpft, dass wir eigentlich gleich wieder ins Bett gehörten. Aber wir müssen ja arbeiten. Schließlich haben wir schon den ganzen Morgen vertrödelt….

Wie alles begann…

Da ist er nun also – mein erster Blog. Selbsttherapie? Volksbelustigung? Wir werden sehen… Ich stelle mich am Besten mal kurz vor: ich bin 33 Jahre alt, verheiratet, Mama von zwei kleinen Mädchen (5 und 2), Yoga-Fan, Hausfrau und berufstätig. Da kann einem schon langweilig werden. Da MUSS man ja quasi so zwischen Kindergarten, Yogamatte und Pfannkuchen backen ein Hobby finden :-) Und da ich festgestellt habe, dass es in der Welt der Mamas unendlich viel Schreibstoff gibt, und man Frust/Unverständnis/Lästereien/witzige Anekdoten usw. wunderbar über eine PC-Tastatur verarbeiten kann, werde ich nun also euch mit meinen Erfahrungen beläs… äh, bereichern. Ich hoffe, es macht euch ebensoviel Spaß wie mir!
Wie alles begann:
Vor gut 5 1/2 Jahren war es soweit – ich war mit Kind Nr. 1 schwanger! Die Freude war riesengroß, ich hatte ja keine Ahnung, was auf mich zukommen würde… Nein, ich will mich nicht beschweren (oder naja, doch manchmal ein bisschen ;-)) aber die Welt, wie ich sie bis dahin kannte, gab es von da an nicht mehr. Denn ich lernte nun jede Menge neue, mir bis dahin unbekannte Dinge kennen. Nicht nur musste ich eine völlig neue Sprache lernen – von Abkürzungen wie SSW, CTG, ET, PDA, über befremdliche Dinge wie Austreibungsphase, Fundusstand, Moxibustion, Rooming-in, Pucksäcke oder Fontanelle bis hin zu unappetitlichen Sachen wie Dammmassage, Rhizinuscocktail, Stilleinlagen, Schmieraugen, Nabelschnurstummel – ich kam mir vor wie damals in der 5. Klasse vor meinem Latein-Vokabelheft! Mit reichlich Igitt-Faktor. Und das war ja erst der Anfang!
Aber das befremdlichste in meiner „neuen Welt“ war die mir bis dato gänzlich unbekannte Spezies Mensch namens Mütter. Bei einer solchen Artenvielfalt hätte Charles Darwin seine helle Freude gehabt! Von der „alles easy“ Mutter, die scheinbar nichts aus der Ruhe bringen kann (noch nicht mal oder vor allem nicht wenn ihr kleiner Orlando oder ihre kleine Leila-Justine meinem Kind die Sandschaufel kräftig auf den Kopf haut!), über die Bio-Mama („also, bei mir gibt es ja NUR selbstgekochten Dinkel-Hirse-Pastinaken-Brei“), bis hin zur überorganisierten „Mama-Perfect“, die selbst für den Weg von der Krabbelgruppe nach Hause kleine Apfelschnitzchen in ihrer Tupperdose bereithält um sie ihrem „perfekten kleinen Schatz“ mit stets einwandfrei manikürten Fingern zu verfüttern – mir scheint es da eine einzige Aneinanderreihung von Klischees und Extremen zu geben. Auf die ein oder andere Spezies werde ich in Zukunft mit Freude näher eingehen.
Heute allerdings nicht mehr. Nachdem meine Jüngste (ich nenne sie hier mal das Lausdirndl – weil sie nichts als Unsinn im Kopf hat) vor einer Stunde nach einem Wutanfall deluxe endlich eingeschlummert ist (ich Rabenmutter habe ihr doch glatt den Wunsch nach Kinderschokolade um 20:30 abgeschlagen!!! Da kann man schon mal in Rage geraten!), 2 Gläsern Sekt (zur Beruhigung) und einer doppelten Portion Pasta mit Käse-Sahne-Soße und in Butter gerösteten Walnüssen (man muss ja auf die Linie achten!) habe ich nun meine ursprüngliche Liste für heute Abend in kleine Schnipsel zerrissen. Wäsche zusammenlegen? pfff – wird doch eh wieder knitterig wenn wir es anziehen! Yoga? mit gefühlten 2 Kilo Pasta im Bauch? Also bitte! Da wird der herabschauende Hund zum herabschauenden (und zusätzlich ächzenden) Hängebauchschwein. Nicht schön! Nägel lackieren? Wie ich mich kenne, stoße ich mir bereits beim Zähneputzen nachher die erste Ecke wieder ab und ärgere mich dann nur – also wozu? Meine Wahl für heute: noch 2 Gläser Sekt, einen Esslöffel voll Nutella und Badewanne!
Prost!