World Wide Hühnerhof

Ich finde das Internet toll. Was man hier alles für Möglichkeiten hat! Man kann einkaufen, lesen oder Filme schauen, recherchieren, diskutieren, produzieren, kommunizieren, sein Herz verlieren und und und. Auch die Sozialen Netzwerke mag ich. Man kann dort alte Freunde wiederfinden oder neue treffen. Hier habe ich ja schon mal darüber berichtet. Aber hin und wieder geht mir das Internet und die Social Networks gehörig auf den Keks!

Eine Sache, die ich manchmal schier unerträglich finde ist die Empörungskultur, die in stetigen Wellen durch Twitter & Co schwappt. Mal in größeren, mal in kleineren Wellen – aber von verlässlicher Beständigkeit. Ich rede nicht von wirklich wichtigen Dingen, die Nöte, Ängste, Krankheit, Armut oder Menschenwürde betreffen, sondern von “kleinen Aufregern“. Stürmen im Wasserglas. Dann tut sich ein Tumult auf im www, der mich immer wieder an einen Hühnerhof denken lässt. Einer schmeißt ein Körnchen hin und schon geht das laute Gegacker los. „Genderjoghurts im Supermarktregal“ Goook, gok, gok! „Bikinitops für 5-jährige“ Gaaaak, gak, gak! „Hotpants-Verbot an Schulen?“ Gockeldigoooook!!!

Es werden hitzige Diskussionen getippt, Gruppen gegründet, Petitionen gestartet oder Memes vergeben. Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Hashtag!

Manchmal möchte ich dann meinen Kopf auf die Tastatur hauen und IN GROSSBUCHSTABEN UND MIT VIELEN AUSRUFEZEICHEN ANTWORTEN: seid doch froh, dass ihr keine echten Probleme habt! Seid glücklich, dass ihr und eure Familien gesund & geliebt sind, ein Dach über dem Kopf und genügend zu Essen haben – ob mit Prinzessin auf der Verpackung oder ohne. Dass sie keine Gewalt erfahren und zur Schule gehen dürfen – ob in Hotpants oder langen Hosen! Aber ich lasse es. Bringt ja nix. Im Zweifelsfall würde ich mich nur zum Buhmann machen und die Hashtags würden auf mich niederprasseln.

Wie gut, dass man sich im www – im Gegensatz zum „real life“ – dann ganz einfach behelfen kann: ein Klick auf die Home-Taste des Smartphones oder auf das Kreuz im Windows-Fenster, ein beherztes Apfel+Q oder – wenn es ganz schlimm wird – die Klappe vom Notebook zu. Und ein ruhiges Ooooommmm statt lautem Gaaaaak 😉

Huhn

© pixabay

1 Kommentar

  1. Wunderbar auf den Punkt gebracht Cynthia! :)
    Leider ist es mit vielen dieser Aufregen so wie mit einem Autounfall an der Straße: Man will nicht hingucken, tut es aber dann doch.
    Oooommmm…